Knochenjob mit Verantwortung: Interview mit einer Altenpflegerin

Jeder wird mal alt und braucht irgendwann Hilfe, weil er sich schlecht bewegen kann oder alles vergisst. Diese Hilfe übernehmen dann in der Regel Altenpflegerinnen und – Pfleger. Diese leisten echte Knochenarbeit, zum Beispiel die Patienten vom Bett ins Bad zu tragen und sie dort zu waschen und anzuziehen.

Von Steven Range, Klasse 8b, Gymnasium Rheinkamp Europaschule Moers

Die Psyche sollte man auch nicht vergessen, denn es gibt wenige Pausen, in denen man sich ausruhen kann. Außerdem ist es sehr belastend, alte, gebrechliche Menschen zu sehen und sie bis in den Tod zu begleiten. Geld gibt es dafür dennoch sehr wenig.

So kommt es, dass es nur sehr wenige Altenpfleger gibt. Und es werden trotzdem immer mehr alte Leute. Schon jetzt gibt es mehr alte, pflegebedürftige Menschen als Altenpfleger.
Der Job wird zu einem Teufelskreis, der immer schlimmer wird.

Da es so wenige Altenpfleger gibt, wird der Job noch härter als er jetzt schon ist und die Folgen sind psychische und physische Probleme. Der Job wird zu anstrengend. Man wird arbeitsunfähig und für die, die allein weiter arbeiten, wird es noch härter.

Es wird natürlich auch für die Pflegebedürftigen schlechter. Man kann sich weniger um sie kümmern. So gilt häufig der Spruch “Sauber, satt, still“ – Die persönliche Zuwendung bleibt dadurch eher zurück.

Auch gesetzliche Pausen können nicht eingehalten werden und Urlaube werden gestrichen, da es zu wenig Personal gibt. Die Motivation sinkt immer mehr.
Wenn es hart auf hart kommt, kann es sogar ein 24-Stunden-Job sein. Da ist es nicht verwunderlich, dass Altenpfleger streiken. Sie verlangen mehr Geld und bessere Arbeitsumstände.

Ich habe daher mit Bianca Weber, Einrichtungsleitung vom Seniorenzentrum Haus Marxloh in Duisburg gesprochen:

Wie sind die Arbeitszeiten und welche Schichten gibt es?
Die Arbeitszeiten sind in jeder Pflegeeinrichtung unterschiedlich. Wir haben eine Morgenschicht, Mittagsschicht und Abendschicht. Die Morgenschicht geht von halb sieben morgens bis viertel vor zwei. Der Mittagsdienst kommt, wenn die Morgenschicht beendet ist und die sind bis halb zehn vor Ort. Der Nachtdienst endet dann um halb sieben, startet aber schon um neun Uhr abends.

Wie lange ist der Urlaub und werden freie Tage manchmal gestrichen?
Wie lange man Urlaub hat, hängt davon ab, wie alt man ist. Das Maximale an Urlaubstagen sind 32 Tage. Es kann sein, dass Urlaubstage auf Grund von Krankmeldungen gestrichen werden, aber diese kann man dann nachholen.

Treten psychische und gesundheitliche Probleme beim Personal auf?
Ja, das kommt vor. Am häufigsten sind Rückenschmerzen oder auch Bandscheibenvorfälle. Außerdem leiden viele unter Knie- und Schulterproblemen. Auch die psychische Belastung ist enorm, denn man begleitet alte Menschen bis in den Tod und das auch sehr häufig.

Hat der Job viele Auswirkungen aufs Privatleben?
Ja! Zum einen natürlich durch die Schichtarbeit. Du musst am Wochenende arbeiten und an Feiertagen, wo deine Freunde dann frei haben und du nicht. So kommt es in der Regel, dass Pflegekräfte eher einen kleinen Freundeskreis haben.

Wie viel Zeit hat man ungefähr pro Bewohner und wie viele Patienten muss man am Tag betreuen?
Man hat pro Bewohner meistens 20 Minuten Zeit. Man muss zehn bis zwölf Menschen betreuen.

Werden die Fahrtkosten bezahlt?
Nein, aber es gibt ein paar Arbeitgeber die Monatskarten kaufen.

Machen Sie Ihre Arbeit gerne?
Ja, ich mache sie gerne. Und wenn man an diesem Job keinen Spaß mehr hat, sollte man aufhören, denn im Endeffekt schadet man damit nur den alten Leuten.

Was wünschen Sie sich für Ihren Job?
Das, was sich wohl jede Pflegekraft wünscht: Bessere Bezahlung, mehr Personal, mehr Zeit für die Bewohner und dass man unseren Beruf mehr zu schätzen weiß.