Bericht von einem tollen Abend: – „BRDigung“ im Moerser „Süden“

„Mama, darf ich am Samstag BRDigung sehen?“ Im ersten Moment, dachte ich, ich habe etwas Falsches gesagt. Mit offenem Mund und großen Augen schaute mich meine Mutter an, „Wie bitte?“ fragte sie, „Welche Beerdigung? Was um Himmels Willen willst du da?“ Jetzt hatte ich verstanden.

Ich fing an zu lachen und erklärte ihr, dass keine Trauerveranstaltung gemeint sei, sondern dass die Volksschule ein Konzert organisiere, bei welchem auch die Band „BRDigung“ spiele.

Die Volksschule ist ein bekannter Veranstaltungsort der regionalen Szene mitten im Herzen von Moers. Am ehemaligen Südring 2a, besteht das Kulturzentrum schon viele Jahre und bietet Jugendlichen in Form eines bunten Programms an, ihre Freizeit mit Gleichgesinnten zu teilen.

Am Samstag, den 4. Oktober, war es wieder einmal so weit. Die Volksschule in Moers, im Volksmund auch bekannt als „Der Süden“, lud erneut zu lauten Bässen, stickiger Luft und wirren Pogo-Tänzen ein. Zu einem fairen Eintrittspreis von sechs Euro inklusive guter Stimmung konnte man eine Menge Spaß haben.

Dabei war die Band „BRDigung“, die mit ihren anspruchsvollen und politisch-kritischen Texten ihren Deutschpunk gut verkauft. Zunächst wurde die Stimmung allerdings von der Formation „Die frischen Muscheln“ auf Hochtouren gebracht. Ihr folgte, mit wenig Live-Erfahrung und oi!- orientiertem Stil, die Band „Grober Unfug“. Zum Schluss brachten schließlich „Fahrlässig“ ihren Auftritt solide und lässig über die Bühne.

Um sieben machte ich mich also auf. Perfekt gestylt, damit meine ich bequeme Schuhe, luftige Kleidung, meinen Kapuzenpullover von BRDigung, falls doch mal ein frischer Wind wehen sollte, und im Gepäck eine große Portion Vorfreude. Als ich in der Volksschule ankam, hatten sich schon einige, mir bekannte Gesichter vor der Tür versammelt. Ein wunderbares Gefühl, so viele nette Leute, die man so lange nicht mehr gesehen hat, wieder in die Arme schließen zu können. Und wo passiert das schon, wenn nicht an einem Konzerttag im „Süden“?

Es war also alles wie immer. Leider auch die gewohnte Zeitverschiebung, bis es dann endlich losging. Aber das gehört dazu. Das macht den Süden ja auch irgendwie sympathisch. Als es dann endlich so weit war, alle Besucher ihr Bändchen stolz an ihren Handgelenken trugen und jeder nach oben in den Saal stürmte, war ich mir letztendlich sicher, dass dies ein gelungener Abend werden würde. Die Pogo war proppevoll, fast jeder konnte die Texte mitsingen, im Großen und Ganzen herrschte eine ausgelassene Stimmung und der Veranstalter, Boris Graue, schien zufrieden.

Ich denke, die Volksschule und ihre Veranstaltungen sind der beste Beweis dafür, dass man nicht nach Oberhausen, Köln oder Düsseldorf fahren muss, um Spaß zu haben, weil man mit einem Zehntausende umfassenden Publikum eine kommerziell erfolgreiche Band erlebt.

Der „Süden“ und sein Flair machen auch mit weniger bekannten Bands und einem Publikum von 100 bis 200 Musikfreunden einen Abend unvergesslich. Das Gefühl, jeder kennt jeden und alle haben die gleichen Interessen ist anderswo selten zu ersetzen. Und auch wenn die Volksschule im nächsten Jahr zum Bahnhof in Moers umziehen wird/muss, bin ich der festen Überzeugung, dass ihr Publikum dadurch sein Zusammengehörigkeitsgefühl verlieren wird.

Selbst ein Besuch unter der Woche in der Jugendkneipe im Erdgeschoss ist immer wieder lohnenswert. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der sollte dem Süden doch einfach einmal einen Besuch auf ein Glas Cola oder einen Cocktail abstatten. Oder er überzeugt sich am 31. Oktober auf der jährlichen „Halloween-Party“ von dem unvergleichbaren Jugendkulturzentrum im Kreis Wesel.

Mandy Kubale, Moers, Anne-Frank-Gesamtschule, Kopernikusstr.