Wenn das Gewicht zum alles bestimmenden Thema wird, läuft etwas falsch. Häufig sind es psychische Probleme, die das Essverhalten junger Menschen beeinflussen. Die Magersucht ist ein Hilfeschrei.
Die Weigerung zu essen ist das Hauptsymptom der Magersucht. 90 Prozent aller Magersüchtigen sind Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Zunächst fängt alles ganz harmlos an: Viele kennen es, man hält eine Diät und treibt mehr Sport, bis man das sich selbstgesteckte Ziel erreicht hat.
Für gewöhnlich hört man dann auf mit der Diät und kehrt zum normalen Essverhalten zurück. Doch hier wird der Unterschied klar: Die späteren Magersüchtigen hungern weiter und entdecken immer wieder neue Stellen an Bauch, Beinen und Po, an welchen sie sich noch zu dick finden.
So setzen sie sich ein neues Traumgewicht in den Kopf und gelangen schließlich in einen Teufelskreis, in dem sie sich immer wieder einreden, noch mehr abnehmen zu müssen. Auf diese Weise kann das Körpergewicht auf bis zu 55 Prozent absinken. Doch die Magersüchtigen sind stolz darauf, bei Naschereien hart zu bleiben und nichts zu essen, wenn andere Leute schon längst ihrem Appetit nachgegeben hätten.
Das Essverhalten hat einen psychischen Hintergrund. Die Betroffenen haben Angst davor, der Gesellschaft nicht zu gefallen, Angst vor dem Erwachsenwerden. Oft ist aber auch die eigene Familie schuld, dort gibt es keine Liebe oder Geborgenheit, im Zuhause muss alles korrekt ablaufen, es dürfen keine Fehler passieren. Die Magersucht ist sozusagen ein Hilfeschrei, mit dem die Betroffenen ausdrücken, dass sie nach Aufmerksamkeit und Geborgenheit suchen, die sie nicht erhalten.
Doch dann kommt er, der Tag, an dem fast 60 Prozent aller Magersüchtigen ihre Fressattacke bekommen. Sie verlieren die Kontrolle über sich und stopfen sich voll, weil sie dem Hungergefühl nicht mehr widerstehen können. Sie essen mehr als sie sich erlaubt haben und erbrechen danach alles wieder.
Dies ist der Anfang von Heißhunger-Attacken – die Magersucht hat sich zur Bulimie gewandelt. Bei 35 Prozent der Kranken bleibt es jedoch „nur“ bei Magersucht. Das Schlimme jedoch ist, dass die Betroffenen ihre Krankheit gut verstecken können und sie nicht zugeben wollen. Man sollte nicht versuchen, die Person zum Essen zu zwingen, sondern ruhig mit ihr reden. Wichtig ist, einen Arzt oder einen Psychologen aufzusuchen und eine Therapie zu beginnen.
Nadja Ameziane, Darlene Gronenwald, Mänchengladbach, Gymnasium Rheindahlen