Wir haben Pham Cong – Minh (48) befragt, der selbst als 17-Jähriger geflohen ist.
Cong – Minh erzählt uns: „Es war Krieg. Die meisten Männer wurden als Soldaten losgeschickt darunter war auch mein Vater. Ein Mann namens Nguyen Van Ri wollte den Menschen helfen und kaufte ein kleines Boot. Mit diesem Boot wollte er so viele Menschen wie möglich in Sicherheit bringen, wenn man aber mitfahren wollte musste man bezahlen können.
Meine Familie war arm und wir lebten nur in einem kleinen Dorf. Trotzdem sparten wir alles zusammen, was wir hatten, und dann wurde ich losgeschickt. Ich sollte mit dem Schiff wegfahren, denn ich war die einzige Hoffnung, die meiner Familie noch blieb.
Meine Mutter sagte zu mir, dass ich vorfahren solle, ein neues Leben aufbauen solle und dann würden sie alle nachkommen. Ich ging also mit vielen anderen, zum Beispiel auch Mütter mit ihren Kinder, auf dieses Boot und wir sollten fünf Tage über das offene Meer fahren. Das einzige, was ich mithatte, war ein Brot, und das wurde mir sogar geklaut. Als wir ein paar Kilometer von der Küste weg waren, kam ein Polizeiboot und alle Flüchtlinge mussten sich unter Deck verstecken, denn hätten sie uns gefunden, wären wir alle ins Gefängnis gekommen. Sie glaubten aber dem Kapitän, dass es nur ein Fischkutter sei und ließen uns weiterfahren.
Nach fünf Tagen wurde unser kleines Boot von einem großen Dampfer, die Cap Anamur 2 des Rupert Neudeck, aufgesammelt. Alle Flüchtlinge wurden an Bord auf Krankheiten untersucht und das Schiff brachte uns auf die Philippinen. Dort blieben wir ungefähr zwei Monate und in dieser Zeit wurde für jeden von uns eine neue Stadt in Deutschland ausgesucht, in der wir uns ein neues Leben aufbauen sollten.
Ich kam nach Königswinter in ein Internat. Meine Familie kam zwei Jahren später nach. Nur mein Vater ist im Krieg aufgrund einer Schusswunde umgekommen.
Wir sind Herrn Nguyen Van Ri und Herrn Neudeck sehr dankbar, denn diese haben uns geholfen zu entkommen. Heute lebe ich mit meiner Familie in Mönchengladbach und wir danken diesen beiden Männern immer noch jedes Jahr während unseres traditionellen Neujahrsfest für ihre Hilfe.“
Lilie Pham, Jessica Ternik, 8c, Gymnasium Odenkirchen Mänchengladbach