Leistungsdruck und Zeitnot – Umstrittenes Turbo-Abi

Seitdem die Regierung beschlossen hat, die Zeit bis zum Abitur auf 8 Jahre zu verkürzen, ist der Druck auf die Gymnasiasten enorm gestiegen.

Deshalb interviewen wir Herrn Ciupka, den stellvertretenden Direktor des Gymnasiums an der Gartenstraße in Mönchengladbach. Als wir sein Büro betreten, werden wir freundlich in Empfang genommen. Die Atmosphäre ist sehr heimisch und wir können sofort mit der Befragung beginnen.

Er erzählt uns, dass G8 seiner Meinung nach viel zu unvorbereitet eingeführt wurde.

„Die Schulen hatten viel zu wenig Unterstützung bei der Organisation, wir mussten die zahlreichen Probleme alleine bewältigen“, berichtet er zurückblickend. Allerdings gibt er zu, dass die Schulleitung sich mehr Zeit und Unterstützung gewünscht hätte.

Da wir feststellen, dass unsere Mitschüler gar nicht wissen, warum G8 überhaupt eingeführt wurde, fragen wir ihn nach den Gründen. „Mit G8 sollen die Chancen deutscher Schüler auf dem europäischen Arbeitsmarkt verbessert werden“, schildert er uns mit einem Kopfschütteln. „Ich teile diese Meinung keineswegs. Ich persönlich hätte G8 niemals eingeführt“, erklärt der Konrektor.

Auf die Frage, ob der Druck auf die Schüler angestiegen sei, antwortet er: „Dieses Gefühl habe ich sehr deutlich. Allein durch den Nachmittagsunterricht und die Vorbereitungen für Klausuren verfügen unsere Schüler kaum über Freizeit. Ihre Arbeitstage gleichen schon fast denen eines Erwachsenen“.

Er behauptet weiterhin, dass G8 keinerlei Vorteile mit sich bringen würde, sondern nur Nachteile. Die zeitliche Überforderung sei erheblich und der Unterricht würde wegen des Zeitdrucks viel oberflächlicher gestaltet werden. Ein großes Problem wird auch der Doppelabiturjahrgang 2013 werden. Rein organisatorisch müssen einige Hürden, wie z.B. mangelnde Klausurräume, überlastete Abiturfeier usw., überwunden werden.

Die Forderung nach einer Rückkehr zu G9 lehnt er jedoch ab, da inzwischen zu viel Zeit und Geld investiert wurden.

Zusätzlich zu diesem Interview unterhalten wir uns noch mit einigen Mitschülern (Jgst. 8) und einem Abiturienten (Jgst. 12). Yaren teilt uns mit, dass sie wegen der Klassenarbeiten nicht viel Freizeit hat. Sie empfindet den Leistungsdruck als sehr stark.

Tom braucht für seine Hausaufgaben und für das Lernen ca. 3–4 Stunden, ihm bleiben dann noch ungefähr 2 Stunden Freizeit täglich. Der Abiturient erwidert: „Ich habe mittlerweile viel weniger Freizeit als in den vorherigen Jahren. Meine Hobbys werden immer mehr vernachlässigt, was schon recht traurig ist. Die Abschlussprüfungen rücken auch immer näher und in weniger als einem halben Jahr ist es schon soweit. Meiner Meinung nach habe ich wesentlich mehr Stress als diejenigen, die 9 Jahre zur Schule gehen mussten.“

Alle befragten Mitschüler sprechen sich dafür aus, G8 wieder abzuschaffen.

Letztendlich stellt sich die Frage: „Wie entwickelt sich G8 weiter?“

Laura Richter und Beyza Karahan, Mänchengladbach, Gymnasium An der Gartenstraße