In Deutschland leben durchschnittlich 150 000 bis 200 000 Magersüchtige. 90 Prozent sind junge Mädchen und Frauen. Es sind meist Begabte, Sensible und Kreative, auch wenn sie ihre Sensibilität oft gering schätzen und sich ihrer schöpferischen Begabungen nicht bewusst sind.
Aus der Sicht der Erkrankten ist das Verlangen dünn zu sein das Einzige, um gut genug für andere und sich zu sein. Anfangs ist es nur ein Symptom, um etwas, was man ohne die Krankheit nicht zu bekommen scheint, erlangt. Doch je länger die Krankheit dauert, umso mehr wird es zur Sucht und man kann sich nicht mehr dagegen wehren. Es ist, wie die Ärzte es oft nennen, ein kleiner Flaschengeist, der immer mehr wächst. Zu Beginn öffnet der Betroffene die Öllampe und es scheint, dass jemand heraus kommt, der einem in dieser Situation als einziger helfen kann. Doch von Zeit zu Zeit wächst der Geist immer mehr und irgendwann ist er so groß, dass er größer ist als man selber und man ihn nicht mehr beherrschen kann. In so einer Situation braucht man jemanden, der sich damit auskennt.
Die bzw. der Magersüchtige tut alles dafür, um dünn zu werden, meidet süßes und fettiges Essen und am Ende sogar normale Lebensmittel. Es entsteht unter anderem ein gestörtes Selbstbild, bei dem sich die Erkrankten immer noch zu dick vor dem Spiegel finden, selbst wenn bei ihnen schon überall die Knochen heraus stehen.
Die Betroffenen kennen nicht mehr das Gefühl der Wärme, sondern ihnen ist größtenteils nur noch kalt. Gedanklich beschäftigen sie sich nur noch mit dem Essen. Sie gucken unheimlich gerne Essenssendungen, kochen überaus gerne, essen aber selber nicht oder nur wenig davon. Meist kommen auch noch Suizidgedanken, Erbrechen und Depressionen dazu. Außerdem betreiben sie übermäßig viel Sport. Sie trinken außergewöhnlich viel, um kein Hungergefühl zu empfinden. Sie verstecken Lebensmittel, damit Familienmittglieder oder Freunde nichts ahnen. Irgendwann fangen sie an, lieber zu stehen als zu sitzen, um Kalorien zu verbrennen.
Diese Krankheit ist in Deutschland die Krankheit mit der höchsten Sterberate.
Die Folgen dieser Erkrankung sind schwerwiegend: Bei den Mädchen bleibt die Menstruation aus. Sie haben einen Mangel an weißen und roten Blutkörperchen. Sie hören auf zu wachsen. Es können Herzrhythmusstörungen folgen. Puls, Blutdruck und Körpertemperatur sinken. Die Haut wird schlaff. Auf dem Rücken bildet sich eine flaumartige Behaarung (fühlt sich an wie Baumwolle, ganz dünn verteilt auf dem Rücken. Lang andauernde Fälle führen zu Nierenschäden.
50 Prozent der Erkrankten schaffen es, die Krankheit nach einer Behandlung oder ähnlichem ganz zu überwinden. 15 Prozent behalten noch ein paar Angewohnheiten und 35 Prozent sterben an der Krankheit. Bei diesen 35 Prozent werden die meisten von ihrer Familie oftmals nicht unterstützt, wobei das bei der Krankheit am wichtigsten ist. Je früher man in den Prozess der Krankheit einsteigt, um so eher und besser kann man sie heilen und den Betroffenen helfen
Hannah Beutner, Mänchengladbach, Bisch. Marienschule