Frankreich hat einen neuen Präsidenten: Den 57-Jährigen Francois Hollande. Der Sozialist schlug den ehemaligen konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy mit 51,9 Prozent aller abgegeben Stimmen in der Stichwahl. Er ist nach Francois Mitterand (Präsident von 1981-1995) der zweite „linke“ Präsident im Amt.
Francois Hollande kam im normannischen Rouen zur Welt. 1968 zog seine Familie in den reichen Pariser Vorort Neuilly, wo auch sein Wahlgegner Nicolas Sarkozy aufwuchs. Er studierte an der Elitehochschule ENA, wo er auch seine frühere Lebensgefährtin kennen lernte, mit der er vier gemeinsame Kinder hat.
Valérie Trierweiler, die jetzige Lebensgefährtin von Hollande, ist die neue First Lady von Frankreich, Journalistin der Zeitschrift „Paris Match“ und Mutter von drei Kindern. Sie hat an Hollandes Image gearbeitet und unter anderem eine gemeinsame Diät erstellt und sein Äußerers mit neuer Kleidung und Brille versehen, um sein Langweiler-Image aufzupolieren.
Zehntausende strömten am Mittag nach dem Wahltag zum Bastille-Platz, jubelten und feierten ihn. An diesem Platz hat die Partei bereits 1981 den Wahlsieg Mitterands gefeiert. Hollande versprach seine Neuerungen sofort umzusetzen. Es gebe viele Aufgaben zu bewältigen, darunter die Europapolitik, der Bildungs- und Umweltbereich, und er sprach von einem „Neustart für Europa“. Francois Hollande hat im Wahlkampf angekündigt, den mühsam vereinbarten EU-Fiskalpakt neu zu gestalten und nachzuverhandeln.
Der Weg zum Elysée-Palast war schwer, er speckte sogar zehn Kilo ab und verzichtete auf Wein, Käse und seine geliebten Schokoladentörtchen.
Am Morgen nach Hollandes Sieg spielten die Börsen verrückt. Die griechische Börse fiel um 8 Prozent, die deutsche um 2,3 Prozent und die japanische um ebenfalls 2,3 Prozent.
Francois Hollande will als eine der ersten Amtshandlungen den stark gestiegenen Benzinpreis senken, die Schulstarthilfen für Familen um 25 Prozent erhöhen und mehr Mietzuschüsse für Jugendliche zur Verfügung stellen. Mehrausgaben lässt die Börsianer am Sparwillen der neuen französischen Regierung zweifeln.
Die Beziehung zu Merkel ist noch lange nicht so intensiv, wie die von Sarkozy und Merkel, genannt „Merkozy“, denn Angela Merkel war eindeutig auf der Seite von Sarkozy im Wahlkampf. Zwischen Merkel und Hollande gibt es auch massive Meinungsunterschiede um die sogenannten Eurobonds.
Luciana Ried, Leverkusen, Werner-Heisenberg-Schule