Die Nutzung und die Gefahren von SchülerVZ werden immer wieder von Eltern, Lehrern und Schülern sowie in den Medien diskutiert. Wir wollten deshalb wissen, wie heute SchülerVZ tatsächlich genutzt wird. Wir haben daher in unserer Schule (Marienschule Opladen) eine schriftliche Umfrage über die Nutzung von SchülerVZ in jeweils einer 6., 8. und 10. Klasse durchgeführt.
Insgesamt wurden 83 Personen (36 Jungen und 47 Mädchen) im Alter zwischen 12 und 16 Jahren befragt.
Dabei sind einige Ergebnisse besonders auffällig. Wir haben z.B. herausgefunden, dass 64 von 83 SchülerInnen im SchülerVZ aktiv sind (= 77 %), wobei der Anteil der Mädchen mit 85 % deutlich höher ist als bei den Jungen (66 %).
Besonders intensiv (88 %) wird das SchülerVZ in der 8. Klasse genutzt (6. Klasse: 74 %, 10. Klasse: 69 %).
Die meisten Schüler nutzen SchülerVZ relativ regelmäßig. Besonders bemerkenswert ist, dass jeder zweite Nutzer sogar jeden Tag angemeldet ist. Allerdings gibt es nur sehr wenige SchülerInnen, die 2 Stunden oder länger eingeloggt sind; jeder Dritte ist nur etwa 30 Minuten mit SchülerVZ beschäftigt.
Auffällig ist, dass die zeitliche Nutzung mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt: Während sämtliche Sechstklässler zwischen 30 Minuten und 2 Stunden online bleiben, sind fast alle (90 %) Zehntklässler nur jeweils höchstens für 10 bis 30 Minuten online. In der 6. Klasse ist die Nutzung gleich verteilt: jeder Dritte ist 10, 30 oder 60 Minuten im SchülerVZ aktiv.
Glücklicherweise wissen die meisten Eltern (88 %) über die Aktivitäten ihrer Kinder in SchülerVZ Bescheid. Allerdings scheinen die Mädchen die Eltern deutlich offener zu informieren als die Jungen: Während alle Eltern der weiblichen Nutzer informiert sind, ist dies bei den Jungen nur zu 66 % der Fall. Das Problem mit der Veröffentlichung von Fotos wird durch die Umfrage bestätigt, denn 60 % der Nutzer stellen Bilder ins Netz, auf denen sie selber zu sehen sind; erwartungsgemäß sind 71 % davon Mädchen.
Obwohl nach unseren Beobachtungen häufig auch aufreizende, speziell für SchülerVZ aufgenommene Bilder veröffentlicht werden, gab dies leider keine der Befragten zu. Die meisten Fotos sind angeblich „Alltagsfotos“ und wenige Urlaubsbilder! Jeder SchülerVZ-Nutzer hat bei seiner Anmeldung die Möglichkeit, eine Profilseite zu erstellen, bei der er verschiedene Daten über sein privates Leben allen zugänglich machen kann.
Als Profilbild, das für jeden sichtbar ist, haben 64 % ein persönliches Bild von sich, wobei dies hauptsächlich die Mädchen praktizieren und zwar unabhängig von der Altersgruppe. Die Veröffentlichung von sonstigen privaten Daten ist bekanntermaßen nicht ganz ungefährlich. Wir waren deshalb erleichtert, dass nur 6 % der Nutzer ihre Telefonnummer und Adresse nennen. Natürlich gibt fast jeder seine Hobbys und Interessengebiete sowie das Geburtsdatum an.
In dem Account kann man einstellen, wer sich die Seiten anschauen darf. 70 % haben sich dazu entschieden, dass nur die bekannten Freunde auf ihre Seite Zugriff haben. Ein weiteres großes Problem sind Nachrichten, die sexuelle Anspielungen enthalten. Zum Glück haben nur 3 Mädchen solche Nachrichten erhalten. Wir waren positiv überrascht festzustellen, dass 51 % aller Nutzer mit ihren Eltern schon einmal über die Gefahren von SchülerVZ diskutiert haben. Insgesamt haben mehr Mädchen mit ihren Eltern gesprochen, wobei der Anteil bei den älteren SchülerInnen deutlich höher ist als bei den Sechstklässlern.
Insgesamt finden wir die Ergebnisse unserer Umfrage sehr erfreulich. Die Nutzung ist zwar insbesondere bei den Mädchen sehr hoch (85 %), aber der Anteil der Nutzer, die sensible Daten (Adressen, Telefonnummern) oder Fotos veröffentlichen, ist sehr gering. Auch die Eltern sind meistens – insbesondere die Eltern der Mädchen mit 100 % (!) – zumindest informiert. Hier haben die vielfältigen Informationen in der Schule und in den Medien über die Gefahren von SchülerVZ offensichtlich schon zu entsprechenden Konsequenzen geführt, so dass die „Traumquote“ für SchülerVZ nicht zu einem Albtraum für die Eltern werden muss.
Nadja Willas und Melanie Tschakert, Leverkusen, Marienschule