Die Hochschule für Musik und Tanz in Köln ist eine wichtige Talentschmiede – auch für ganz junge Begabte. Selbst Zehnjährige werden dort schon im Pre-College an Instrumenten wie Klavier und Geige ausgebildet. Sogar komponieren können sie lernen.
Musikhochschule, Kölner Nordstadt. Ich stehe in einem Gang der Musikhochschule Köln. Er ist sehr klein und eng und es riecht leicht nach Kaffee und Schweiß. Die Wände und Decke sind aus grauem Beton, was dem ganzen ein lagerhausartiges Aussehen gibt. Der Fußboden besteht aus schmucklosem Kunstboden und die Lampen geben nur schwaches Licht. Das einzig Bunte sind die gelben Türen, die in kleine, fensterlose Übungsräume führen. Doch dieser kaltaussehende Gang ist voll lebendiger Musik, die man aus allen Räumen gleichzeitig hört.
Am lautesten ist eine Sängerin, die dabei ist, in höchsten Tönen einen Pianisten zu begleiten, der in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit mit seinen Fingern über die Tasten fegt. Fünf Geigen sind es mindestens, die zu hören sind und sogar ein Kontrabass, dessen ruhige Melodie beinahe untergeht. So eine Atmosphäre ist Alltag in der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, der zweitgrößten Musikhochschule Europas. Sie wurde im Jahr 1845 von dem Komponisten Heinrich Dorn gegründet. Bis zu 1500 Studenten aus aller Welt werden hier unterrichtet.
Plötzlich geht die Tür auf und ein etwa zwölfjähriger Junge kommt heraus. Kaum zu glauben, aber dieser junge Musiker studiert schon an der Musikhochschule. Er ist Pianist und kam 2014 in das Pre-College Cologne. Dies ist ein spezielles College zur Förderung musikalisch hochbegabter Kinder zwischen 10 und 16 Jahren. Es wurde 2005 von Professor Ute Hasenauer gegründet, die bis heute die Leiterin ist. Das Pre-College wurde mit dem Gedanken gegründet, dass schon jüngere Kinder großes Interesse und Begabung an Musik und Instrumenten zeigen und mehr als nur einen „üblichen“ Unterricht suchen. Außerdem gilt das Frühstudium als Hinführung zum Vollstudium.
Jeden Freitagnachmittag und Samstagvormittag werden die Jungstudenten unter anderem in Fächern wie Musiktheorie, – biographie, Harmonielehre, Gehörbildung und sogar Komponieren unterrichtet. Außerdem erhalten sie einmal in der Woche Einzelunterricht. Jede zweite Woche geben sie dann ein Konzert, in dem sie ihre Begeisterung und Begabung für Musik zeigen können. Auch Prüfungen müssen regelmäßig absolviert werden.
Zusätzlich zu den Konzerten und Prüfungen machen die jungen Musiker noch bei etlichen nationalen wie internationalen Wettbewerben und Meisterkursen mit. Um soweit zu kommen, müssen sie intensiv üben, was schon mal 1,5 bis 4 Stunden, oder länger vor Konzerten, dauern kann. Natürlich gehen sie wie alle Kinder zur Schule, da sie noch schulpflichtig sind.
,,Jungstudenten, die sehr fit sind, überspringen sogar teilweise ein Schuljahr“, sagt Professor Ute Hasenauer. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie lernen, sich sehr gut zu organisieren, weil sie vieles gleichzeitig machen.
Für Celina Nenninger ist das Pre-College eher Freizeit. Sie ist 14 Jahre alt und spielt Geige. Seit Anfang 2016 ist sie im Pre-College. „Mich hat früher der Wunsch, mit Gleichaltrigen auf dem selben Niveau Kammermusik zu machen, motiviert ins Pre-College zu gehen“, sagtCelina. Von den theoretischen Fächern findet sie Musikbiographie am spannendsten. Aber auch die Fächer Dirigieren oder Chor machen Spaß, vor allem deswegen, weil man sie gemeinsam mit den anderen Jungstudenten macht. Natürlich gibt es auch Fächer, die ihr keine Freude machen wie zum Beispiel Harmonielehre, aber das gehört zur Ausbildung dazu. Sie gibt zu, dass es viel ist, neben der Schule, ein so aufwendiges Hobby zu haben. Aber man muss sich die Zeit nur gut organisieren, dann ginge es schon.
Ganz beeindruckt von der wunderschönen Musik und den Personen, die ich getroffen habe, nähere ich mich dem Ausgang der Hochschule. Es ist schon 18 Uhr und immer noch ist alles voll im Gange. Es ist ein reines Studentengewusel. Wer weiß, vielleicht wird einer von ihnen mal ein großer Musiker werden.
Luise Degenfeld, 8e, Marienschule