Kommentar – Deutsche Reiter in der Krise

Wie konnte es nur so weit kommen? Jahrelang hatten die deutschen Reiter vor allem in den Disziplinen Dressur und Springen die Nase vorn. Jetzt holen andere Nationen auf – und in Peking, während der Olympischen Spiele, dann der erste Schock: Marcus Ehnings Pferd „Cöster” war gedopt, Ehning wurde gesperrt.

Vor Kurzem folgte der nächste Fall: Bei Isabell Werths Pferd „Whisper” wurde eine illegale Substanz im Blut entdeckt. Viele reagierten vollkommen schockiert, denn Werth hatte bisher als besonders clean und fair gegolten.

Diese Fälle werfen viele Fragen auf. War der Druck, immer ganz vorn sein zu müssen, zu groß? Auch kamen Gerüchte auf, die Deutschen hätten zuvor schon gedopt, es sei nur niemandem aufgefallen, weil die Dominanz der Deutschen im Reitsport ohne Nachfrage akzeptiert wurde.

Auf der anderen Seite wurde bei der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) nach dem deutschen Doping-Skandal überlegt, gewisse illegale Substanzen – unter anderem auch die, mit denen die deutschen Reiter dopten – zu legalisieren. Wollte die FEI die deutschen Reiter entlasten?

Man beginnt sich zu fragen, wie der internationale Reitsport so abrutschen kann, dass das Wohl der Pferde, ohne die dieser Sport gar nicht möglich wäre, so in den Hintergrund gedrängt wird. Irgendwann würde die Gesundheit der Pferde gar nicht mehr beachtet werden, es ginge nur noch um das bestmögliche Vermarkten und um den höchsten Gewinn.

Unter diesen Umständen können die deutschen Pferdefreunde und Tierliebhaber sich nur noch an die besten Jahre zurückerinnern und denken: „Hach, was war es damals schön. Da war das Pferd wenigstens noch Sportpartner und nicht Sportmaschine.”

Nele-Sophie Mencke, Leverkusen, Marienschule