Stimmengewirr ertönt hinter einer Tür, im Hintergrund ist Klavierspiel zu vernehmen. Von oben erklingt Gesang. Auf dem Boden verteilt liegen Plastiktüten mit Schmutzwäsche und jede Menge Schuhe in allen Größen.
Wir befinden uns in der Diele des Einfamilienhauses der nicht ganz alltäglichen Familie Mennicken. Nicht ganz alltäglich, weil sie mit ihren sieben Kindern weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. Die durchschnittliche Kinderanzahl pro Paar liegt in Deutschland unter 1,5 Kindern. Es ist Freitagabend. Adrian, mit seinen acht Jahren das Nesthäkchen, ist gerade vom Schwimmkurs abgeholt worden. „Mama, hängst du meine Schwimmsachen auf“, bittet er seine Mutter und versucht, sie mit seinem Hundeblick zu becircen. „Mit diesem Blick hat er meistens Erfolg“, erklärt Familienmutter Sofia lachend.
Jetzt taucht auch Familienvater Thomas aus der Garage auf, wo er wieder einmal eines der Kinderfahrräder reparieren musste. Er hält sein Smartphone in der Hand und berichtet: „Fiona hat gerade gefragt, ob sie jemand am Bahnhof abholen kann. Kann einer von den Jungs vielleicht…?“ Nicolas (22) willigt nicht gerade begeistert ein, den Chauffeur zu spielen, da er sein Klavierspiel unterbrechen muss. „Das ist das Schöne bei einer solchen Kinderschar. Sie sind grundsätzlich füreinander da. Es gibt zwar auch kleinere Auseinandersetzungen, diese sind aber schnell behoben“, erzählt Vater Thomas.
Auf die Frage, wie es sich denn mit dem Arbeitsaufwand bei einer so großen Kopfzahl verhalte, antwortet die Mutter: „Wir haben hier eine ziemlich klare Arbeitsaufteilung. Ich kümmere mich um Haushalt, Einkäufe, Schule und Wäsche – was besonders am Wochenende, wenn die Studenten nach Hause kommen, eine große Herausforderung bedeutet. Mein Mann kümmert sich neben seinem Job als Diplomingenieur um Garten, Reparaturen und Bürokram.“ „Und wir Kinder haben auch bestimmte Pflichten“, ergänzt Antonia, 13 Jahre alt. „Wir müssen unsere Zimmer und das Kinderbad sauber halten und ab und zu im Haushalt und im Garten helfen.“
Emilia (15) erwidert auf die Frage, wie es denn mit so einer Menge Geschwistern sei: „Ich finde das cool. Wir regeln Vieles untereinander. Mama und Papa erfahren davon manchmal gar nichts. Wir haben sogar eine WhatsApp Gruppe nur für uns Geschwister.“ Inzwischen sind Fiona und Nicolas eingetrudelt, eine weitere Plastiktüte mit Schmutzwäsche landet im Flur.
Da kommt Antonia, bewaffnet mit Schlafsack und Tasche, von oben. „Wo gehst du denn hin?“, will die Mutter wissen. Etwas genervt entgegnet Antonia: „Ich hab dir doch schon letzte Woche gesagt, dass ich heute bei Alicia übernachte!“ „Das passiert eben häufiger, dass man nicht alle Termine der Kinder im Kopf hat“, erklärt Mutter Sofia. „Hauptsache die Kinder kennen ihre Termine. Wir wollen sie zu Selbstständigkeit und Verantwortung erziehen.“ Vater Thomas ergänzt: „Das ist oft das Problem bei Einzelkindern. Sie stehen immer im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit und werden zu kleinen Prinzessinnen und Prinzen erzogen. Das ist bei einer größeren Kinderzahl einfach nicht machbar, worüber wir auch sehr froh sind. Denn das macht sie stark und fit fürs Leben.“
Antonia Mennicken, Alicia Daniel, 8a, Marienschule Leverkusen