Der Beruf des Hufbeschlagschmieds ist auch heute noch ein knochenharter Job. Allerdings müssen die Pferde nicht mehr zum Schmied kommen. Denn dieser ist mobil geworden. Unsere Autorinnen haben den Hufschmied Andreas Wagner einen Tag lang begleitet.
Kalt ist es an diesem Morgen. Hufbeschlagschmied Andreas Wagner lehnt sich an den Brennofen, in dem die Hufeisen auf bis zu 1200 Grad erhitzt werden. Isländer Max muss aus dem Stall geholt werden. Er bekommt heute neue Hufeisen, weil er seine alten abgelaufen hat. „Rückenprobleme haben alle Hufschmiede nach ein paar Jahren“, erzählt der 40-jährige Andreas Wagner. Doch er merkt die körperliche Belastung nicht nur an seinem Rücken, sondern auch an seinen Knien. Hufschmied ist für ihn ein schöner Beruf – aber auch ein Knochenjob.
Diesen übt er seit 20 Jahren aus. Nach seiner abgeschlossenen Ausbildung im Metallbau mit Gesellenprüfung absolvierte er einen viermonatigen Vorbereitungslehrgang an einer staatlich anerkannten Hufbeschlagschule und legte die staatliche Hufbeschlagprüfung ab. Seit 1,5 Jahren ist er selbstständiger Hufbeschlagschmied und hat einen Angestellten: Bill Röber, einen 23- jährigen Lehrling aus Sachsen. Er teilt die Liebe zu den Pferden und fährt in seiner Freizeit gerne Kutsche im Bergischen Land.
„Früher kamen die Pferdebesitzer zu mir, doch heutzutage ist es umgekehrt“, sagt Andreas Wagner. Der Schmied ist mobil geworden, er kommt zum Pferd. Und mit ihm die Schmiede: ein Anhänger voller Werkzeuge, unter anderem Amboss, Esse, Hufeisen in unterschiedlichen Größen, Schmiedezangen und andere wichtige Werkzeuge. Andreas und Bill lieben die körperliche Arbeit. Wenn sie die Eisen schmieden und die Stallatmosphäre schnuppern, dann sind die Männer zufrieden. „Ein Bürojob wäre gar nichts für uns. Wir sind lieber unterwegs. Mit der Arbeit am Pferd lernen wir auch immer dazu. Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter, manche sind lammfromm und andere wieder sehr schwierig“, erklären sie. Sogar der leicht schweflige Geruch von verbranntem Horn gehört für die beiden dazu. Dieser Geruch entsteht beim ersten Anpassen des Eisens, denn jeder Huf ist anders und jedes Eisen muss deshalb einzeln und individuell geformt werden.
In der Regel beschlagen die beiden zehn bis 20 Pferde pro Tag. Von Freizeitpferden bis hin zu erfolgreichen Sportpferden ist alles dabei. „Wir haben kein festes Maß, nach dem wir arbeiten, das ist eher Augenmaß, Lernen, Hören, Fühlen und ganz viel Einfühlungsvermögen. Vor allem gelassen bleiben, wenn ein Pferd unruhig wird“, erzählt Andreas.
Jeden Donnerstag fahren Andreas und Bill mit der mobilen Schmiede zur Leichlinger Pferdeklinik. Dort kommen die Patienten aus ganz Deutschland, sogar aus dem Ausland. Andreas ist nicht nur im klassischen Hufbeschlag tätig, er übt auch den orthopädischen Hufbeschlag aus. Dieser ist ein vom Tierarzt verschriebener, spezieller Hufbeschlag zur Unterstützung des Heilungsprozesses von Fehlstellungen des Bewegungsapparates. „Ich habe schon viele schlimme Hufe gesehen. Da muss man hart im Nehmen sein“, sagt Andreas Wagner und ist schon auf dem Weg zum nächsten Patienten: einem jungen Hengst, der sich eine Verletzung zugezogen hat und lahmt. Er soll geröntgt werden, dafür müssen die Hufeisen runter. „Das machen wir jetzt noch schnell und dann haben wir Feierabend“, freut sich Lehrling Bill Röber.
Paula Düx und Alina Ries, 8e, Erzbischäfliche Marienschule Opladen