Mit einem Caritas-Krankenpfleger unterwegs: – Morgens um 4.45 Uhr

Jeden Morgen klingelt der Wecker um 4.45 Uhr bei Markus, einem Pfleger der Caritas Pflegestation Tönisvorst.

Nun heißt es für ihn wieder aufstehen. „Ohne eine Tasse Kaffee geht nichts“, erzählt der gegen die Müdigkeit kämpfende Pfleger. An der Dienststelle angekommen, werden die Tourdaten aktualisiert. Ausgerüstet mit Hausschlüsseln geht’s los!

Obwohl es erst 6.15 Uhr ist, muss sich Markus beeilen, denn der erste Patient – ein 74jähriger, alleinlebender Rentner – wartet schon. Beim Patienten angekommen, weckt der Pfleger ihn liebevoll mit einem frohen Morgengruß. Je nach körperlicher Fitness erfolgt die Körperpflege im Bett oder Badezimmer. Angezogen und fröhlich sitzt Herr Meyer nach 25 Minuten am Frühstückstisch und auch die Tasse Kaffee dampft.

Bei der nächsten Patientin müssen „nur“ die Stützstrümpfe angezogen werden. Aber auch für sie hat Markus einige aufmunternde Worte für den Tag. Trotz der knapp bemessenen Vorgaben nehmen sich die Pflegerinnen und Pfleger der Caritas Zeit für die persönlichen Bedürfnisse der Senioren. „Manchmal sind wir die Einzigen, die die alten Menschen am Tag zu Gesicht bekommen“, weiß Markus aus seinem Alltag zu berichten, „da ist es wichtig, dass wir zuhören und auch schon einmal einen Handschlag mehr erledigen als abgerechnet werden kann!“

Dieses Anliegen wird durch das Leitbild des Caritasverbandes gestützt. „Der Caritasverband arbeitet sinnstiftend und ganzheitlich, denn der Mensch ist für uns Leib und Seele.“ Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer katholischen Einrichtung geben sie dem diakonischen Handeln aus dem Evangelium heraus ein Gesicht. Sie lassen die alten, hilfsbedürftigen und kranken Menschen erfahren, dass sie angenommen und verstanden werden. „Jeder trägt vor Gott Verantwortung für seine Mitmenschen. Aus dieser Verantwortung heraus und aus Nächstenliebe wendet der Caritasverband menschliche Not ab und leistet Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt das Leitbild des Verbandes.

Diese Sorge um die Senioren ist dringender denn je. Ein Blick in die gesellschaftliche Wirklichkeit macht dies deutlich: Nach Ergebnissen der Allensbacher Umfragen leben mehr als 40% der Menschen über 70 Jahren in Einzelhaushalten. Bei den 60-69 Jährigen sind es noch 12 %. Und die Zahlen steigen weiter an, da in den jüngeren Generationen wesentlich mehr Menschen jetzt schon in Singlehaushalten leben.

Sechs Stunden und viele Besuche später sitzt Pfleger Markus im Teamzimmer und schreibt die Tagesberichte. Er lässt noch einmal die Ereignisse des Morgens Revue passieren. Es war wieder turbulent: Frau Schneider verweigerte wieder einmal das Mittagessen und Markus hatte alle seine Motivationskünste gebraucht, um sie zu Kartoffelpüree mit Wirsing und Hackbällchen zu überreden. „Manchmal muss ich mich schon durchbeißen; frage ich mich, wozu das alles. Aber dann erlebe ich auch wieder Dankbarkeit und Freude bei unseren Patienten, die spüren, dass ihre Würde geachtet wird“,sagt Markus. Morgen früh klingelt der Wecker wieder um 4.45 Uhr…

Tobias Vratz, Krefeld, Maria Montessori-Gesamtschule