Antisemitismustag – Wieso immer die Juden?

Wir hatten Besuch von Wolf und Tatjana, die in dem Verein „Bildungsbausteine gegen Antisemitismus“ arbeiten. Nach einem Namensspiel zum Kennenlernen interviewten wir uns gegenseitig. Neben Name und Hobbies ging es darum, was uns an Deutschland gefällt, ob wir uns hier zuhause fühlen, was wir über unsere Familien während der NS-Zeit wüssten und was uns zum Thema Juden einfiele.

Auffällig war, dass keiner etwas über seine Familie während der NS-Zeit wusste. Zum Thema Juden fielen uns nur einige Begriffe ein, die wir aus dem Geschichtsunterricht kannten.

Im Film „Leben und leben lassen“ wurden verschiedenen Berlinern die gleichen Fragen gestellt. In Gruppen untersuchten wir die gegebenen Antworten zum Judentum: Was haben Juden über Juden gesagt? Was haben Nichtjuden über Juden gesagt? Wurde Böswilliges gesagt? Es fiel uns auf, dass viele Nichtjuden das Judentum als Nationalität und nicht als Religion sahen.

Anhand eines Zeitstrahls lernten wir, dass bereits im Mittelalter begann, was sich im Zweiten Weltkrieg wiederholte. Erschreckend war dabei unsere Beobachtung, dass der Papst ähnliche Züge aufwies wie Hitler. Anhand verschiedener Fotos konnten wir feststellen, dass etwa Juden sich bereits im Mittelalter kennzeichnen mussten. Eine andere Bildkarte zeigte, dass Juden angeblich Schweine vergötterten, dabei verbietet das Judentum den Genuss von Schweinefleisch als unrein, wie übrigens auch der Islam. Eine weitere Bildkarte klärte uns darüber auf, dass Juden sogar für unerklärliche Krankheiten (z.B. Pest) verantwortlich gemacht wurden.

Wieso immer die Juden? Im Mittelalter durften Christen weder Handel betreiben noch Zinsen einnehmen. Die Juden durften das und wurden reich. Bei den anderen entstanden Eifersucht und Neid, Judentum wurde immer weniger als Religion erkannt und immer mehr zur nationalen Zugehörigkeit.

Gibt es Antisemitismus noch heute? Diese Situation ist so tatsächlich geschehen: Ein Jude bekennt sich mit seinem bis dahin gut funktionierendem Laden zum Judentum. Daraufhin wurde dieser systematisch fertig gemacht. Zunächst von Neo-Nazis und von arabischen Gruppen, dann von Nachbarn und Freunden. Der einst gut funktionierende Laden existiert nicht mehr. Und es sind nicht wenige, die sagen: „Ist er doch selbst schuld!“

Bastian Laarmann, Kleve, Konrad-Adenauer-Schule