Interview – „Wenn der Wind weht, musst du raus“

Viele träumen davon, Profisportler zu sein. Peter Garzke kommt aus Kleve und ist professioneller Windsurfer. Er hat vor 20 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht.

Frage: Wo und wann hast du mit dem Surfen begonnen und wo surfst du heute?

Peter Garzke: Angefangen habe ich mit acht Jahren auf dem Altrhein. Heute bin ich im Winter für einige Wochen in Südafrika und im Sommer auf Hawaii.

Frage: Kannst du vom Surfen leben oder wie finanzierst du deinen Lebensunterhalt?

Peter Garzke: Die letzten zehn Jahre lang ging das sehr gut. Ich hatte viele Sponsoren, zum Beispiel Dakine oder Redbull. Weil es inzwischen andere Trendsportarten gibt, hat das Medieninteresse etwas nachgelassen. Wegen der Wirtschaftskrise sitzt bei den Sponsoren das Geld nicht mehr so locker.

Frage: Wie bekommt man als Leistungssportler Familie und Beruf unter einen Hut?

Peter Garzke (lacht): Das ist eine lustige Frage. Man muss da irgendwie Egoist sein. Du kannst nicht immer Rücksicht nehmen. Wenn der Wind weht, musst du raus! Das ist wie das Training bei Fußballern. Da kannst du auch nicht sagen „Hey, heute bin ich mal nicht bei der Mannschaft dabei“. Aber heute kann man dank der Windvorhersage besser planen. Zweimal im Jahr bin ich ja für mehrere Wochen in Südafrika und auf Hawaii, um Fotos zu machen und zu trainieren. Da kann man auch mal gemeinsam hinfahren – so schlimm ist Hawaii ja nicht! (lacht)

Frage: Welche Vor- und Nachteile siehst du?

Peter Garzke: Durch den Sport habe ich viele Länder und interessante Menschen kennengelernt, viele Freunde gewonnen und so meinen Horizont erweitert. Der Sport pumpt dir so viel Adrenalin durch den Körper, wie man es im Büro nie erleben könnte. Nachteile sind natürlich, dass man viel von Zuhause weg ist und mit einem riesigen Materialberg reisen muss. Außerdem ist man auf Sponsoren angewiesen, die teilweise unzuverlässig sind. Der Druck ist enorm, man muss sich ständig anstrengen, um konstante Leistung zu bringen.

Frage: Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht. Was rätst du Jugendlichen, die auch Profisportler werden wollen?

Peter Garzke: Das Sportprofidasein ist kein Zuckerschlecken. Man muss bei vielen Dingen Abstriche machen, auch im Privaten. Da muss man schon eine große Leidenschaft für den Sport mitbringen, um dranzubleiben. Ich habe viele Kollegen, die, als die Zeit mit den Partys losging, oder die erste Freundin über den Weg lief, schwer nachließen. Dann gibt’s da noch den finanziellen Aspekt. Wenn es dir nur um die Kohle geht, solltest du dir eine Sportart aussuchen, die von den Sponsoren besser unterstützt wird. Aber das würde nicht funktionieren, weil du die Leidenschaft brauchst, wenn du im Leistungssport ganz oben mitspielen willst. Ich habe ein Sportstudium abgeschlossen und mich in vielen anderen Bereichen fortgebildet. Das ist für die Zeit nach dem Sport von Vorteil.

Frage: Hast du den Schritt Leistungssportler zu werden jemals bereut?

Peter Garzke: Nein! Ich hätte nie diese Entwicklung durchgemacht und wäre sicherlich ein anderer Mensch geworden.

Danke für das Interview!

Kira Mühlhoff, Kleve, Freiherr-von-Stein-Gymnasium