„Sie liebt es, sich zu schminken und sich hübsch anzuziehen.“, sagt die Mutter, die ihr quengelndes Kind auf dem Arm hält. 6.30 Uhr. Leise schleicht sich Eva L. (33) in das Zimmer ihrer fünfjährigen Tochter, die friedlich schläft. „Maria, wir müssen los zur Maniküre!“
Wie gesagt, so getan. Die Kleine wird von ihrer Mutter gewaschen, wie ein Püppchen angezogen und geschminkt. „Sie ist ja noch sehr jung, aber etwas Lipgloss und Puder können ja nicht schaden.“ Nachdem die Haare der Fünfjährigen hochgesteckt und ein letzter Blick in den Spiegel geworfen wurde, machen die beiden sich auf den Weg zur Kosmetikerin, die das Mädchen schon erwartet, denn Marie ist hier Stammkundin.
Als sie jedoch mit der Maniküre beginnen möchte, fängt Marie an, sich zu wehren. Nur eine Puppe kann sie beruhigen: Mit ihr zu spielen, macht ihr sichtlich Spaß. Trotzdem ist sich ihre Mutter sicher, dass es ihr gefällt und sie das so wollte.
Nach der Kosmetikbehandlung beginnt die stundenlange Fahrt zu einer Werbeagentur, die Kinder für ihre Kampagne sucht. Währenddessen beeindruckt die Kleine ihre Mutter, indem sie sämtliche Designer und Modelabels nennt. Sie zeigt ihr verschiedene Posen und verdient sich somit ihr Lob.
Nach fünf Stunden langer Fahrt kommen sie an. In der Agentur sind schon viele andere Kinder, die auf den Job hoffen. Mit ihrer Mutter setzt sich Marie in den Warteraum, wo ihr erschöpft immer wieder die Augen zufallen. Nochmals eine Stunde müssen sie warten, bis Marie endlich aufgerufen wird. Eva M. ist angespannt. Sie hofft auf eine große Karriere für ihre Tochter, bei ihr selbst hat es im jungen Alter mit dem Modeln nicht geklappt. „Mir wurde immer gesagt, dass ich es nicht schaffen werde. Also habe ich es gelassen. Als mir Marie eines Tages dann sagte, dass sie das ganz toll fände, wollte ich ihr eine Chance geben!“, erklärt sie.
Nach 15 Minuten kommt die Fünfjährige wieder raus. Die Fotografin, die die Kinder vor der Kamera getestet hat, ist nicht überzeugt. „Sie ist noch zu jung. Vielleicht sollten sie noch mal in ein paar Jahren wieder kommen.“ Enttäuscht begeben sich Mutter und Tochter auf den Heimweg. Als das Mädchen die Stimmung ihrer Mutter erfasst, beginnt sie zu weinen. Auch von ihrer Mutter lässt sie sich nicht beruhigen. Erst als sie in einen tiefen Schlaf fällt, hört sie auf. Ein anstrengender Tag für ein Mädchen ihres Alters. Und morgen geht es wieder von vorne los.
Claudia Schmidt, Kleve, Freiherr-von-Stein-Gymnasium