Eingeschränkt für einen Tag – Ein Tag auf Krücken

Meine Freundin Carina und ich haben ein Experiment gewagt: Wir wollten einen Tag auf Krücken gehen, um zu sehen, wie unsere Umwelt auf unsere Eingeschränktheit reagiert.

Es begann damit, dass wir am Mittwochmorgen eine Viertelstunde früher aufstehen mussten, da wir nicht wie gewohnt mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle fahren konnten. Auch für das Anziehen, Zähneputzen und für viele andere Sachen brauchten wir einfach mehr Zeit als gewöhnlich.

Als wir an der Bushaltestelle mit viel Balance unser Schokoticket herausgeholt hatten, kam auch schon der Bus. Als wir einstiegen, was ich mir eigentlich schwerer vorgestellt hatte, als es war, drehte sich der Busfahrer zu uns um und meinte: ,,Ist das jetzt der neuste Trend? Muss ich mir jetzt auch Krücken zu legen?“

Nach dieser freundlichen Begrüßung setzten wir uns wie immer nach hinten in den Bus. Dort merkten wir, dass es nirgends im Bus einen geeigneten Stellplatz für die Krücken gab. Während wir so überlegten, fiel uns der etwas skeptische Blick zweier Schüler auf, mit denen wir uns etwas länger unterhielten und schließlich Bekanntschaft schlossen.

Nachdem wir am Hauptbahnhof ankamen, stellten wir fest, dass wir laufen mussten, denn der anschließende Bus war bereits abgefahren. Auf dem Weg zur Schule bemerkten wir, dass das Laufen auf die Dauer unheimliche Mühe machte und uns Blasen an den Händen verursachte.

In der Schule angekommen, galt uns keine große Aufmerksamkeit – bis wir in die Klasse kamen. Dort wurden wir mit großer Skepsis empfangen. In der großen Pause sprachen mich und meine Freundin immer wieder besorgte Lehrer an, die sich erkundigten, was den passiert sei.

Am Ende der Pause mussten wir Treppen steigen – das ging gar nicht. Nach drei Minuten gab ich jegliches Versuchen auf ich hatte bis zu dem Zeitpunkt zwei Stufen erklommen und war vollkommen außer Atem. Das Runtersteigen stellte ich mir leichter vor, aber es war nur noch schwerer. Schließlich hatte ich es nach sechs Stunden Schule geschafft und war froh, ohne ein gebrochenes Bein wieder Zuhause zu sein.

Lisa Becker und Carina Weymanns, Kempen, Erich-Kästner Realschule