Ein Kriegsgefangener berichtet – Als Tannenzapfen und Urin zum Überleben reichten

Der 91-jährige Rentner Ludwig Bürger lebt im Altersheim Haus Maria-Frieden in Jüchen und erzählt über seine harte Zeit im Zweiten Weltkrieg.

Mit 18 Jahren wurde er von der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) gezwungen, in einer Schwarzpulverfabrik zu arbeiten. Dort erkrankte er durch Nitro-Säure und wurde arbeitsunfähig. Trotz starker Erkrankung wurde er zum Soldaten ausgebildet und an die Ost-Front geschickt. Kämpfend schlug er sich drei Jahre lang durch die Ost-Front, bis er von russischen Soldaten festgenommen wurde.

Am 27. Juni 1944 wurde er innerhalb von vier schweren Wochen vom Westen Russlands nach Sibirien ins „Land der 1000 Türme“ verschleppt. Dort wurden alle Kriegsgefangenen auf einer alten Pferderennstrecke ohne Bekleidung fest-

gehalten. Die Kriegsgefangenen bekamen nur gesalzenen Roh-Lachs zu essen. Doch Ludwig Bürger wusste, dass dieser Fisch nur durstig machte und deshalb aß er nur Tannenzapfen und tupfte sich mit einem Stück zerfetztem Lappen den Mund mit seinem eigenen Urin ab. Dies riet er auch seinem Kriegsfreund Willi. „Das wird dir später gut gemacht, wenn wir hier lebend rauskommen“, sagte Willi zu Ludwig.

Später wurden die Gefangenen in Zellen geführt. In einer Kammer wurde er von zwei russischen Soldaten misshandelt. Dort wurde auf ihn geschossen und er entkam haarscharf dem Tode. „Ich habe mein letztes Hemd für meine

Kameraden gegeben, und deshalb habe ich diese schwere Zeit überstanden“, sagt Ludwig Bürger mit Tränen in den Augen. Als er als Kriegsgefangener befreit wurde und nach Deutschland nach Hause kam, wurde er nicht mehr von seiner eigenen Mutter wiedererkannt, deshalb brach diese zusammen.

Er hat die schwere Zeit im Krieg überlebt und führt nun ein ruhiges Leben im Haus Maria-Frieden.

Nico Frählich, Jonas Clasen und Themistoklis Stafilarakis, Jüchen, Realschule Jüchen