Die sanften Schecken – Irish Tinkern eilt ein falscher Ruf voraus

Sie gelten als dick und faul, aber wenn man sie näher kennt, erlebt man eine ganz andere Seite.

Irish Tinker sind meine Lieblingspferde. Sie sind zuverlässig, scheufrei und anspruchslose Anfängerpferde. In ihrer Heimat gelten sie nicht als Rasse, sondern nur als Typ, da man sie zutreffend unter Pferde, Ponys, Kaltblüter und Cobs einordnen kann. Man bezeichnet sie auch als „Zigeuner-Pferde“, da sie früher die Wagen der Traveller zogen.

Die aus Irland stammenden Tiere werden bis zu 1,60 Meter groß und sind in allen Farben und Scheckungen vertreten. Albinos sind in der Zucht jedoch unerwünscht. Gut erkennbar sind sie meist an ihrem Ramskopf und dem Fesselbehang. Weitere Eigenschaften sind, dass sie sehr gerne im Wasser herumplanschen und besonders Stuten fast mütterliche Gefühle gegenüber ihren Fohlen und auch Hunden entwickeln. Je nach Typ haben sie verschieden ausgeprägte Persönlichkeiten. Sie sind erst mit fünf Jahren ausgewachsen und können erst mit drei bis vier Jahren langsam angeritten werden und spielerisch mit Bodenarbeiten auf ihre kommenden Aufgaben vorbereitet werden.

In Irland leben die wilden Tinker nicht sehr luxuriös, deshalb brauchen sie auch hier keine Luxusunterkunft. Sie sind Regen und Wind gewöhnt, deshalb kann man sie auch in Freilandhaltung mit einem trockenen Liegeplatz und einer Sandkuhle zum Wälzen halten. Mindestens 3000 bis 5000 Quadratmeter pro Pferd bräuchte man dazu. In Boxenhaltung sind Verhaltensschäden vorprogrammiert. Da sie weniger Kontakt zu anderen Pferden haben und meist den ganzen Tag in Boxen verbringen, werden sie auch schneller krank. Boxen mit Paddock sind jedoch eine Alternative. Zum Fressen muss ihnen den ganzen Tag lang Heu und Stroh zur Verfügung stehen. Aber mit Zusatzfutter sollte man sparen, da sie schnell fettleibig werden. Eine typische Tinker-Krankheit ist Mauke. Sie entsteht, wenn die Haut unter dem Fesselbehang dreckig oder nass ist. Tinker sind sehr anpassungsfähig, somit kann man mit ihnen Western sowie Dressur reiten. Es kommt halt immer ganz auf den Geschmack an.

Ich hoffe, ich konnte sie von den tollen Irish Tinker begeistern. Sie sind keine Rassepferde, aber sie besitzen durchaus Temperament!

(Ramskopf: Stark bei Tinkern verbreitet, Kopf mit gebogener Nase; Traveller: Nachkommen eines altertümlichen Stammes aus Irland)

Laureen Strehle, Hückeswagen, Städt. Realschule Hückeswagen