Ein Leben im Zirkus, das hört sich für viele Kinder unheimlich spannend an. Man ist immer mit vielen Tieren zusammen, kann vor einem großen Publikum auftreten und alles ist so schön und bunt. So stellen es sich viele Kinder vor, in einem Zirkus aufzuwachsen.
Aber auch Zirkuskinder müssen genauso für die Schule lernen und Hausaufgaben machen, wie andere Kinder auch, die jeden Tag zur Schule gehen. Für zwei Monate war ein solches Kind zu Gast in der Hildener Wilhelmine-Fliedner-Realschule, weil die Eltern ein Engagement im Ausland hatten.
Joana Maria Diaz von der Garthen (12), geboren in Emerich, ist ein Mädchen, das in einem Zirkus aufwächst und von Stadt zu Stadt reist, um ihr Können vor einem großen Publikum zu zeigen. Sie geht zu keiner richtigen Schule, sondern zu einer Zirkusschule, die speziell für Kinder ist, die in einem Zirkus leben. Organisiert wird diese „Schule im Wohnwagen“ von der Evangelischen Kirche im Rheinland, die auf dem Gelände des Ev. Schulzentrums in Hilden die Hauptverwaltung der „Schule für Circuskinder“ unterhält.
Auch in der Wohnwagen-Schule muss Joana lernen und Hausaufgaben machen, wie dies auch normale Schulkinder müssen. Nur mit dem Unterschied, dass sie außerdem noch für ihren Drahtseilakt üben muss, um für die Zirkus-Auftritte in Form zu sein, damit sie keine Fehler macht. Denn das kann schnell gefährlich werden.
Mit fünf Jahren hat Joana angefangen, Kunststücke auf dem Drahtseil zu lernen, damals nur 20 Zentimeter über dem Boden. Mit neun Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt vor einen großen Publikum und war natürlich sehr nervös und hatte großes Lampenfieber und ein Kribbeln im Bauch. Jetzt, wo sie 12 Jahre alt ist, balanciert sie schon auf einer Höhe von zwei Metern.
Joanas ganze Familie lebt im Zirkus. Sie hat einen Halbbruder, eine Halbschwester und einen Bruder (8). Ihr Vater tritt auch im Zirkus auf und führt das Kunststück „Todesdraht“ auf. Ihre Mutter kann leider nicht mehr im Zirkus auftreten, weil sie unglücklich beim Training vom Seil gefallen ist und sich schwer verletzt hatte. Wegen dieser schweren Verletzung musste sie operiert werden und es wurden ihr sogar Schrauben in den Rücken gesetzt.
Die Familie hat ein festen Wohnsitz, wo sie zweimal im Jahr für drei Monate lebt. Sonst wohnt die Familie in zwei aufgeteilten Wohnwagen. Joana findet ihr Leben so sehr gut und könnte es sich auch nicht anders vorstellen. Außerdem sagt sie: „Ich fühle mich hier sehr wohl und würde meine Kinder ebenfalls im Zirkus großziehen.“
Christian Stracke, Hilden, Wilhelmine-Fliedner-Schule