1.442.801, das ist die Zahl der Straftaten, die 2010 in NRW gezählt wurden. Knapp 1,1 Prozent, also 15.637 Straftaten weniger als im Vorjahr. Mit 494.955 Tatverdächtigen wurde nur ein Bruchteil der Taten aufgeklärt.
Doch das Erstaunliche ist, dass ein Großteil der Straftaten nichts mehr mit Straßenkriminalität und Körperverletzung im physischen Sinne zu tun haben, sondern eine neue Plattform für Kriminelle entdeckt wurde: das Internet. Die Palette von Straftaten im Internet ist genauso groß wie die im realen Leben. Anstatt im Laden zu klauen, gehen Diebe jetzt bei Ebay & Co auf Beutezug. Der Nachbarschaftsstreit findet jetzt nicht mehr am Gartenzaun statt, sondern der eine terrorisiert den anderen mit Unmengen an SMS oder E-Mails. Und für raffinierte Diebe ist es ein Kinderspiel Bankdaten zu fälschen, um an die Geheimnummern beim Online-Banking zu kommen. Einfach dem Opfer eine vertrauenswürdig aussehende E-Mail mit einem Link zu einer gefälschten Website, die der der Bank täuschend echt aussieht, schicken. Die Betrüger warten dann nur noch auf die Eingabe der so genannten TAN oder auch PIN. So können innerhalb von Sekunden mehrere tausend Euro schaden angerichtet werden. Ohne dass der Geschädigte sofort etwas merkt.
Laut der Polizei NRW wird „das Netz mit seiner weltumspannenden digitalen Kommunikation zur Basis für die Massenkriminalität der Zukunft“. Künftig müssen die zuständigen Polizeibehörden mit IT-Experten die Computerkriminalität bekämpfen. 48.411 Straftaten über das World Wide Web im Jahr 2010 sprechen für sich. Gegenüber 2009 nahm die Zahl der Straftaten durch Computer um 20.000 zu. Dies ist ein Anstieg um ganze 27 Prozent. Tendenz steigend.
Doch abseits der Internetkriminalität gibt es auch noch die Jugendkriminalität. Mit 132.394 Tatverdächtigen unter 21 Jahren erreicht die Zahl den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Mit einem Anteil an 26,7 Prozent an allen Tatverdächtigen sind Jugendliche in den letzten Jahren oft weniger kriminell. Laut eines Polizeisprechers nimmt die Jugendkriminalität ab. Und das Bild der Jugendkriminalität stimme in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein. So erhofft sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch in den nächsten Jahren abnehmende Zahlen verkünden zu dürfen.
Abschließend kann man sagen, dass die Straftaten in der „realen Welt“ deutlich abnehmen. Dazu zählen vor allem auch schwere Diebstähle und Straßenkriminalität. Jedoch wird die Gefahr im allgemeinen nicht weniger, warnt die GdP. Die Kriminalität erlebe zur Zeit eine Revolution. Alles Verfrachte sich in die „virtuelle Welt“, das Internet. Dort ist das Ganze mit viel weniger Aufwand zu betreiben. Auch die Chancen erwischt zu werden, sind vergleichsweise gering, da es keine direkten Zeugen geben kann. So wird es in der Zukunft immer häufiger vorkommen, dass jemandem gerade das Konto leer gesaugt wird. Einfach so, bequem vom Sofa aus.
Karim Hachem, Grevenbroich, Pascal-Gymnasium