Ein Interview – Wie lebt es sich im Rollstuhl?

Für das Projekt „Schüler lesen Zeitung“ habe ich mich mit Rollstuhlfahrer Felix Vos über das Leben im Rollstuhl unterhalten.

Wie lang sitzen Sie schon im Rollstuhl?

Behindert bin ich von Geburt an, da ich Spina bifida habe. Dadurch, dass im Mutterleib in der Wirbelsäule bei mir zwei Knochen nicht zusammen gewachsen sind, konnten Nerven gequetscht werden, und kann ich meine Füße nicht bewegen. Für meine Eltern war es heftig zu erfahren, dass ich nicht laufen kann. Aber sie haben dann auch relativ schnell den Mut gefasst, das durchzuziehen und haben es auch gut hingekriegt.

Wenn Sie Hilfe brauchen, wie ist das, Leute anzusprechen?

Auf der einen Seite ist es so, dass ich manchmal Hilfe brauche, und auf der anderen Seite ist es so, dass manchmal Leute auf mich zukommen und mir ihre Hilfe anbieten. Aber viele Fußgänger trauen sich vielleicht nicht, jemanden anzusprechen. Trotzdem bieten ein paar ihre Hilfe an. Ich sag‘ immer: „Vielen Dank, ist jetzt nicht nötig.“ Ich denke, sie fühlen sich motiviert, in Zukunft wieder ihre Hilfe anzubieten, wenn sie einen Rollifahrer sehen. Wenn ich selber Hilfe brauche, dann ist es noch nie ein Problem gewesen, jemanden zu fragen, ob er mir hilft.

Was sind Sie von Beruf? Gibt es da auch besondere Bestimmungen oder Einschränkungen?

Ich bin als Assistent der Geschäftsführung in einem Unternehmen in Kevelaer tätig. Die Herausforderungen, die man als Rollstuhlfahrer im Berufsleben hat, die sind hoch, da du, wenn du Bewerbungen schreibst und auch darin schreibst, dass du Rollifahrer bist, viele Unternehmen auch wieder Angst davor haben, Rollstuhlfahrer einzustellen, weil die einfach nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und welche Rechte man dann hat. Dadurch, haben viele Unternehmen Angst davor, Rollstuhlfahrer einzustellen. Hier muss bei einem Unternehmen einer gewissen Größenordnung pro 30 oder 40 Mitarbeiter einer mit Behinderung eingestellt werden. Sonst muss man eine Strafe zahlen. Trotzdem zahlen viele Unternehmen lieber die Strafe. Da muss ein leichtes Umdenken stattfinden.

Gibt es auch so Schwierigkeiten, die zum Beispiel ihre Frau oder ich nicht haben?

Eigentlich nur die typischen Dinge, die du nicht machen kannst, wenn du eben nicht laufen kannst. Wir machen normal Urlaub. Es gibt da natürlich Situationen, wo es dann zum Beispiel einen Weg den Berg hoch gibt, wo ich nicht mitkann, dann geht Meike allein hoch, macht Fotos. Strandspaziergänge sind schwierig, da man im Rollstuhl sehr stark in den Sand einsackt und gar nicht mehr weiter vorkommt. Ich hab‘ ein eigenes Auto, da fahre ich mit Handgas. Ich kann den Rolli ins Auto stellen, ich kann ganz normal einkaufen fahren, ich komm ganz normal zur Arbeit. Ich komm‘ im öffentlichen Leben zurecht, auch wenn ich ab und an nach Hilfe fragen muss.

Tauchen geht auch, zum Beispiel, ist also auch keine Barriere. Viele Sportarten, die ungewöhnlich klingen, sind in irgendeiner Form für Menschen mit Behinderung möglich. Die machen dann einfach Spaß.

Vivian Prang, Goch, Gymnasium der Stadt Goch