Zu Besuch in einer Entzugsklinik – Start in ein neues Leben

Was ist mit den Patienten los, muss man Angst vor ihnen haben? Das fragten wir uns, als wir an der Entzugsklinik ankamen.

Als Erstes ist uns aufgefallen, dass es sehr ländlich, natürlich aussieht und dass dort nicht viel los ist. Es wirkt wie ein Gemeindehaus oder Altersheim und nicht  wie eine Mischung aus Krankenhaus und Gefängnis.
Dies ist die älteste Suchteinrichtung Deutschlands. Die sogenannte Trinkerheilstätte wurde 1879 gegründet. Der Alkoholkonsum ist seit 1860 gestiegen, weil es seitdem gekühltes Bier in Flaschen gibt. Das Haus gehört zum Fliednerkrankenhaus Ratingen. Dort gibt es verschiedene Nutzungsräume wie zum Beispiel eine Sporthalle, Therapieräume und einen Park. Außerdem finden sich dort sechs Wohneinheiten mit jeweils einer Wohnküche, einem Badezimmer, einem Aufenthaltsraum sowie Ein- bis Zweibettzimmer. Dort wohnen jeweils zwölf Patienten zusammen.
Platz ist dort für 60 Patienten. Zurzeit sind sie mit circa 40 Männern und 20 Frauen besetzt.D
ie Ursachen der Sucht sind meistens seelische Verletzungen, nicht verarbeitete, oftmals schwere Verluste, Vereinsamung, fehlgeleitete Neugier, Entspannung oder Gruppenzwang. Wenn ein neuer Patient in die Anstalt eintrifft, werden persönliche Daten erfasst, dazu gehört der Antrag für Kosten und die Rehabilitation. Der erste Schritt ist eine bis zu dreiwöchige qualifizierte Entzugs- und Motivationsbehandlung im Krankenhaus sowie eine körperlichen Entgiftung. Danach folgt der Übergang in das Haus Siloah. Dort wird sich mit der Krankheit/der Sucht auseinandergesetzt. Dies geschieht vor allem über Gruppengespräche. Die Patienten bleiben selbständig und in den Alltag integriert. Sie führen ein familiäres Zusammenleben in ihrenr Gruppe und gestalten ihren Alltag durch gemeinsame Aktivitäten. Der typische Tagesablauf besteht aus einer Morgenbesprechung, Motivationsgruppen, Informationsangeboten, Entspannungsmethoden, Therapien und für Frauen Frauengesprächen. Sie bereiten sich außerdem auf die Rückkehr ins Leben vor, indem sie ihre Zukunft selbständig planen, Angehörige einladen und gegebenenfalls ein neues Lebensumfeld suchen. Diese Therapie dauert vier Monate.
Manche Patienten werden rückfällig. Sogenannte Drehtürpatienten kommen immer wieder. Oftmals brechen Patienten die Therapie ab, da sie denken, sie kämen alleine zurecht. Dies ist allerdings meistens nicht der Fall.
Man merkt an der Veränderung der Person und ihrem persönlichem Umfeld, ihrem offenen Umgang mit der Sucht und ihrer neuen Lebensplanung, dass sie in ihr neues Leben starten können.

Kathleen Laxy. Lea Tappert, Julie Heneen, 8b, Gymnasium Am Neandertal Erkrath