Bildung – Musik – eine Droge ohne Nebenwirkung

Musik kann den Menschen in seiner Stimmung beeinträchtigen. Sie kann fröhlich stimmen aber auch traurig machen. Wiederum kann sie beruhigen und trösten. Musik kann aber auch aufpuschen. Musik wirkt häufig wie Medizin. Ob Klassik, Jazz, Pop oder Rock – bewiesen ist, dass die Musik, die man als besonders schön empfindet und die Gänsehaut auslöst, die Stimmung modelliert, Ängste senkt und Stress abbauen kann. Sie setzt Glückshormone frei. Hierbei werden im Gehirn die selben Bereiche in Gang gesetzt, die auch aktiv sind, wenn man mit Heißhunger ein Stück Schokolade isst oder Drogen konsumiert.

Noch aktiver arbeitet das Gehirn, wenn man selber Musik macht. Das Musizieren führt zu einer besseren Vernetzung des Großhirns, besonders die Bereiche werden stimuliert, die das Hören, Sehen, die Bewegung und die Emotionen miteinander vernetzen. Daher wird bei Schlaganfallpatienten, Demenz- und Parkinsonkranken gerne die atkive Musiktherapie als zusätzliches Behandlungselement eingesetzt. Durch Taktangaben kann das Gehenlernen erleichtert werden. Außerdem können rhythmische Übungen den Patienten das Sprechenlernen erleichtern. Der Grund: Musik verbindet und so entsteht eine „Nervenautobahn“ zwischen den Hör- und Bewegungszentren.

In Versuchen fanden Wissenschaftler heraus, dass sich bei Menschen ohne Musikerfahrung bereits nach 20 Minuten Klavierspiel die ersten Verbindungen aufbauen. Nach drei Wochen Üben seien sie bereits stabil. Bewegt man dann allein die Finger stumm auf dem Instrument, ohne dass ein Ton erklingt, lässt sich zeitgleich Aktivität im Hörzentrum messen.

Musik kann Menschen verbinden. Bei einer Langzeitstudie an Berliner Grundschulen wurde sechs Jahre lang untersucht, wie eine erweiterte Musikerziehung die individuelle Entwicklung der Schüler beeinflusst. Erweiterte Musikerziehung bedeutet, dass die Kinder zusätzlich zum normalen Musikunterricht noch ein Instrument gelernt und in Gruppen musiziert haben. Das Ergebnis beweist wieder die Kunst der Musik. Sie lässt die die Menschen aufeinander zugehen. Bei dieser Studie fand man heraus, dass es in musizierenden Klassen viel weniger ausgegrenzte Schüler gibt als in „normalen“ Klassenverbänden. Daraus kann man schließen, dass das gemeinsame Musizieren das Miteinander-Schaffen genauso fördert und fordert wie das Aufeinander-Zugehen und das Füreinander-Dasein.

Man sollte die Kinder ihr Instrument selbst aussuchen lassen. Denn nur ohne Druck kann Musik Ängste nehmen, das Sozialverhalten fördern und den Lernprozess unterstützen. Aus Takt entsteht nach und nach ein Taktgefühl. Da ist es nichts besonderes, dass in musizierenden Klassen das Schulklima vertrauensvoller empfunden wird. In musikalischen Klassen ist das Schulklima besser, ebensowie die schulischen Leistungen.

Yannic Flore, Duisburg, Albert-Einstein-Gymnasium