Magersucht – Hungern ohne Limit

Aus dem Spiegel blickt ihr ein dickes Mädchen entgegen. Hervorstehende Beckenknochen, abgemagertes Gesicht – all das sieht sie nicht. Das Mädchen ist erst 14 Jahre alt. In ihrem Leben dreht sich alles nur noch um eins, ihre Waage.

Fast jedes Mädchen kennt dieses Gefühl: Man ist mit seinem Gewicht oder der Figur unzufrieden. Mal sind es die Oberschenkel, bei der nächsten ist es der Bauch oder der Po.

Der Schönheitswahn bei Mädchen nimmt zu, allein in Deutschland leiden 220.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren unter Magersucht. 95 Prozent der magersüchtigen Jugendlichen sind Mädchen. Diese Thema ist nicht so weit entfernt, wie viele denken. Nicht nur Models und Stars sind davon betroffen.

Gerade junge Mädchen in der Pubertät sind, was ihr Aussehen angeht, oft stark verunsichert. Verstärkt werden solche Selbstzweifel zusätzlich durch die vielen Supermodels und augenscheinlich „perfekten“ Frauen, die man in der Werbung, in Zeitschriften und im Fernsehen zu sehen bekommt. Umgeben von so viel „vollkommener“ Schönheit kommen sich viele Mädchen langweilig und hässlich vor und wollen auch so schlank und begehrenswert sein wie die Models und Stars. Was sie dabei nicht bemerken ist, dass auch die meisten Mädchen um sie herum nicht diesem Schönheitsideal entsprechen.

Um dünner zu werden, fangen viele eine Diät an, was häufig mit Bewunderung und Begeisterung entgegengenommen wird. Vom Erfolg gepackt und vom Hochgefühl berauscht, das einen überkommt, wenn man schon wieder ein Kilo abgenommen hat, verpassen manche Mädchen den richtigen Zeitpunkt, um mit dem Abnehmen aufzuhören. Selbst wenn man schon unter dem Normalgewicht liegt, fühlt man sich immer noch zu dick und hört auch dann nicht auf, wenn ein massives Untergewicht erreicht ist. Nicht selten endet so etwas im Krankenhaus, wo man künstlich ernährt werden muss.

Viele suchen durch ihr „Fasten“ Selbstbestätigung und glauben, wenn man schlanker sei, würde auch der Rest klappen, man sei glücklicher und alles funktioniere von selbst. Andere benutzen die Flucht in die Sucht als Möglichkeit andere auf sich aufmerksam zu machen oder Problemen und Konflikten aus dem Weg zu gehen und den Alltag zu meistern.

Auch Nahestehende leiden unter den Essstörungen von Freunden oder Verwandten und stehen diesen oft hilflos gegenüber. Sie stellen sich die Frage, wie sie ihm/ihr aus dieser Situation helfen können.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn die Entscheidung sich helfen zu lassen, liegt einzig und allein beim Betroffenen. Sprechen Sie ihn behutsam an und haben Sie ein offenes Ohr für ihn. Raten Sie dem Betroffenen professionelle Hilfe anzunehmen, so können Sie ihm am besten auf dem Weg aus der Magersucht beistehen. Wichtig ist ebenso, nicht nur den Betroffenen anzusprechen, sondern auch die Gesellschaft für dieses Problem empfindsam zu machen.

Ruth Lamar und Clara Frählich, Düsseldorf, Städt.gymnasium Koblenzer Straße