Der 24. November 2011 schrieb deutsche Fernsehgeschichte. Erstmals erschien ein neues Castingformat, welches es schafft den DSDS-Einschaltquoten gefährlich nah zu kommen.
Dieter Bohlens Jury-Stammplatz scheint nach nunmehr neun Jahren wohl langweilig und abgenutzt, Nena, Xavier Naidoo, das The Boss-Hoss-Duo und Rea Garvey ziehen die Ex-DSDS-Anrufer zu der, durch die USA und Holland, erfolgreich gewordenen Gesangstalent-Suche „The Voice of Germany“.
Beide Sendungen arbeiten mit Bewerber-Castings, wie sie wohl jeder von uns schon einmal gesehen hat, bis auf die Ausnahme, dass die Voice of Germany-Juroren ihre Kandidaten erst zu Gesicht bekommen, nachdem selbige gesungen haben. Dann folgen sogenannte „Singer Battles“, in denen die Kandidaten miteinander, aber auch gleichzeitig gegeneinander singen. Abschließend folgen noch die Live- oder auch Mottoshows, in denen jeweils entschieden wird, welche Teilnehmer sich von der Sendung verabschieden müssen.
Meiner Meinung nach sollte man sich, wenn man eher nach Spaß sucht lieber DSDS zuwenden, da dort alles, von der 16-Jährigen, die sich für Justin Biebers Zukünftige hält, bis hin zur Stimme des Jahrhunderts, vertreten ist. Dieter Bohlen fährt wie seit jeher mit seinen diskriminierenden Kommentaren auf, und die ganze Halle lacht, wenn auch so mancher Kandidat weinend von der Bühne rennt.
Dahingegen erscheint The Voice of Germany mit weißer Weste. Dort treten dann tatsächlich nur die Leute auf, welche auch etwas auf dem Kasten haben, doch auch in der Crème de la Crème des deutschen Free-TV kommt das Vergnügen nicht zu kurz; Anmerkungen seitens der seit mindestens zehn Jahren im Musikbusiness vertretenen Juroren lockern die Show auf und nehmen den Kandidaten die Nervosität.
Letztendlich aber lässt man sich lieber von The Voice of Germany als von einem braun gebrannten Musikproduzenten und seiner Schoßhund-Jury fixieren, denn man kann nicht weniger sagen, als dass die Sendung alles bietet, auf was man bei einer Castingshow hofft.
Unter anderem spart man sich auch die Ach-so-herzzerreißenden Lebensgeschichten der DSDS-Kandidaten, welche scheinbar nach Mitleid suchen und den Wunsch hegen, durch ihren angeblich kranken Hund, für den sie vom Preisgeld eine Prothese kaufen wollen, doch noch zu gewinnen.
Das alles in Ehren, nichts gegen kranke Hunde, aber es ist nunmal doch einfach die Stimme die zählt. Da gibt man The Voice of Germany vollkommen Recht, denn wer seine Kandidaten erst gar nicht sieht und nur deren Melodien folgen kann, der hat auch die allgemeine Erlaubnis, sich einen Musikproduzenten und Kenner zu nennen.
Arabella Kuhn, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf