Besuch beim Steuerprüfer – Besser als ihr Ruf?

Man sieht in ein Büro. Viele Computer befinden sich auf den Schreibtischen, die von Finanzbeamten genutzt werden. Wenn man näher herantritt, erkennt man viele Jahreszahlen oder Beträge mit Eurozeichen hinten dran. Plötzlich fragt einer seinen Kollegen, was für ein Ergebnis die Multiplikation der Zahl a mit der Zahl b ergebe.

Sofort erhält er eine Antwort. Die Zahl stimmt nicht mit der Zahl überein, die in dem Computer steht. Das Unternehmen, das geprüft wird, hat offenbar falsche Angaben gemacht. Ein Fehler wurde gefunden. Steuerprüfer: Sie werden von allen gekannt, beliebt sind sie nicht. Steuerprüfer sind Beamte. Sie sind angestellt beim Staat und sollen dem Staat dienen, also auch uns. Ihr Dienstherr ist der Finanzminister des Landes. Doch warum gibt es Steuerprüfer? Herr Diplom-Finanzwirt Schleuser (Name geändert) wird hierzu Auskunft geben.

Frage: Herr Schleuser, warum haben Sie diesen Beruf gewählt?

Herr Schleuser: Mein Wunsch war es schon immer, für den Staat oder das Land arbeiten zu dürfen. Jeder Finanzbeamte kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass der Staat, das Land oder die Kommune auch die nötigen Einnahmen erhält, um öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Kindergärten, Schulen oder Universitäten zu unterhalten. Außerdem ist die Tätigkeit sehr abwechslungsreich. Man arbeitet mit verschiedenen Gesetzen und man kommt mit vielen unterschiedlichen Menschen in Berührung.

Frage: Warum gibt es überhaupt Steuerprüfer?

Herr Schleuser: Es gibt Gesetze und Verordnungen, mit denen festlegt wurde, wer welche Steuern in welcher Höhe bezahlen muss. Jetzt ist es so, dass jeder Bürger und jede Firma möglichst wenig Steuern zahlen möchte, und es gibt bereits so viele Gesetze, dass es für den einzelnen schwierig ist, den Überblick zu behalten. Bürger und Firmen machen ihre Steuererklärungen nach bestem Wissen und Gewissen. Aber es schleichen sich leider immer Fehler ein. Wir prüfen, ob alle Einnahmen eingetragen sind, ob auch nur das als Ausgabe eingetragen wurde, was auch wirklich ausgegeben wurde und ob die Gesetze eingehalten wurden. Manchmal ist das für beide Seiten schwierig, weil es in Gesetzen auch sogenannte Schlupflöcher gibt. Dann hat der Gesetzgeber sich nicht deutlich genug ausgedrückt, und man kann es so oder so auslegen.

Frage: Was passiert, wenn Sie glauben, einen Fehler gefunden zu haben?

Herr Schleuser: Dann setzen wir einen Brief auf, in dem wir dem Bürger oder der Firma erklären, dass wir einen Teil ihrer Steuererklärung anders sehen, nennen die Gesetzestexte dazu und bitten den Bürger oder die Firma um eine Stellungnahme. Ist die Stellungnahme eingetroffen, versucht man miteinander eine Lösung zu finden. Gelingt dies nicht, kann es auch passieren, dass ein Gericht, in dem Fall das Finanzgericht, entscheiden muss.

Wir sehen also, dass Steuerprüfer uns allen sogar helfen, wenn jeder die Steuern zahlt, die er zahlen muss. Von dem Steuergeld werden neue Schulen und Kindergärten finanziert und Straßen ausgebessert oder neu gebaut.

Johanna Lill, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium