Sozialpraktikum – Wiedersehen in der eigenen Grundschule

„Ob es noch genauso ist wie früher?“ In Gedanken und Erwartungen vertieft geht Franz T. die Karl-Müller-Straße hinauf. Plötzlich kommen ihm Gedanken, die ihn nie zuvor beschäftigt haben. Der Schüler des Goethe-Gymnasiums experimentierte gerade noch selber im Chemie-Raum und folgte dabei Anweisungen seines Lehrers und schon wird er einige Minuten später selber zum Betreuer.

Werden die Schüler, die er während eines zweiwöchigen Praktikums anleiten soll, auf den 13-Jährigen hören oder nehmen sie ihren jungen Praktikanten nicht ernst und pfeifen auf seine Regeln? „Auf die Grundschüler einzugehen aber trotzdem Grenzen zu setzen, um die eigene Autorität beizubehalten, ist nicht die leichteste Aufgabe in solch einem Praktikum“, erzählt er. „Ich erinnere mich noch gut an die ‚OGS-Erzieher‘, die in meinen Augen totale Spielverderber waren.“

Franz ging vor vier Jahren noch selber auf die Brehmschule. Mit seinen Erinnerungen von der Grundschulzeit kann er einen erfahrenen und trotzdem jungen Praktikanten und Unterhalter für die Schüler abgeben.

Den Kontakt mit der Brehmschule hatte er durch private Verbindungen: Seine jüngere Schwester besucht die Schule am Haniel-Park. „Ich denke, dass ich im Umgang mit Kindern dazu lernen werde“, versprach er sich von dem sozialen Projekt. Durch die Betreuung von zwei Gruppen verschiedener Altersgruppen lernte er die verschiedenen Seiten des Betreuer-Alltags kennen.

Die Situation auf dem Schulhof überraschte ihn jedoch sehr: „Manchmal ging ich bei der Schulhofbetreuung einfach von Gruppe zu Gruppe. Bei diesen Rundgängen war es meine Absicht, mir einen Einblick in das Leben der Brehmschüler zu verschaffen. Mich erschreckte, wie viele Auseinandersetzungen im wörtlichen und auch körperlichen Sinne es gab. Es fielen Beleidigungen, die hatte ich selber noch nicht gehört.“ Verblüfft über so manche Streitfälle musste Franz oft selber eingreifen.

Was ihm auch zu schaffen machte, war der zusätzliche Stress. Wenn er bis 16.15 Uhr noch beschäftigt war und selber nicht einmal zu Mittag essen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als bis spät am Abend noch Hausaufgaben zu erledigen oder noch zu lernen: „Ich habe teilweise nach 23 Uhr noch an den Hausaufgaben gesessen.“

Er sagte am Ende seiner Praktikumszeit: „Auch wenn es anstrengend war, hat es mit glaube ich geholfen. Ich habe viel über Kinder gelernt und respektiere den Beruf des Lehrer bzw. des Erziehers. Jedoch will ich in meinem späteren Berufsleben nicht an einer Schule arbeite.“ Ob es ihm für die Zukunft geholfen hat? „Die Zusammenarbeit mit Erziehern und Gruppen hat mir einerseits Freude bereitet, andererseits habe ich jetzt einen Beruf ausgeschlossen.“

Franz Tschersich, Düsseldorf, Goethe-Gymnasium