Kommentar zu G8 – „Wie Jugendlichen ihre Kindheit gestohlen wird“

Die Diskussion über das achtjährige Gymnasium in den vergangenen Monaten vermittelte den Eindruck, das G8 sei erst vor Kurzem eingeführt worden. Doch in den meisten Ländern gibt es neben der bisher üblichen, neunjährigen Gymnasialform schon seit Mitte der neunziger Jahre auch das G8. Nach anfänglicher Aufregung über den Verlust an Freizeit war es schnell ruhig geworden.

Nun haben zwei Landtagswahlen einer breiten Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, Millionen Schüler würden ihre Kindheit verlieren und jegliche Freiheit für Musik, Sport, Vereine, Freunde und Nichtstun verlieren. Gestresste Eltern behaupteten, dass sie sich nur zeitlich, sondern auch finanziell überfordert fühlten, weil sie angeblich mehrere Milliarden Euro in Nachhilfeunterricht für ihre Kinder stecken müssen.

Generell seien die Kinder überfordert, klagen einige Eltern, doch warum traut sich dann niemand, etwas zu unternehmen? Sind es etwa die Bekannten, die erzählen, dass ihre Kinder eigentlich ganz gut mit dem Pensum klar kommen oder ist es doch die Angst, dass nur das eigene Kind an dem Lernpensum scheitert?

Insgesamt denke ich, dass Politiker und Eltern sich gegenseitig mit extremer Kritik gegen die verkürzte Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre überbieten. Die Belastung sei für die Kinder zu hoch, heißt es. Dabei finden die Schüler den schnellen Abschluss gut – nur die Organisation könnte besser sein!

Leonie Kirschstein, Düsseldorf, Georg-Büchner-Gymnasium