Praxisgebühr – Heil oder Plage?

Am 9.11.12 wurde im Bundestag durch alle Parteien beschlossen, die Praxisgebühr ab 1.1.2013 abzuschaffen, was die Regierungskoalition vorgeschlagen hatte.

Dabei handelt es sich um die 10 Euro, die jedes Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse beim ersten Arztbesuch, ersten Zahnarztbesuch oder der ersten Notfallbehandlung im Quartal ab 2004 bezahlen muss. Diese Gebühr wurde damals eingeführt, um die fehlenden Mittel der Krankenkassen nicht durch Beitragserhöhungen aufbringen zu müssen. Zudem wollte man die Arztbesuche der Patienten auf das Notwendigste beschränken. Sie hat jährlich ca. 2 Milliarden Euro in den Gesundheitsfonds fließen lassen, der die Gelder wiederum an die Krankenkassen weiterleitet.

Da dieser Fonds jetzt gut gefüllt ist und die Regulierung der Arztbesuche nicht zufriedenstellend geklappt hat, wird sie nun also abgeschafft.

Was sagen dazu nun die Beteiligten: Krankenkassen, Ärzte und Patienten?

Ich sprach zunächst mit dem Pressechef der BEK, Herrn Dr. Behrends.

Dieser sieht den Wegfall sehr kritisch. Zu den 2 Milliarden Praxisgebühr pro Jahr fallen nämlich auch noch Steuerzuschüsse des Bundes in Höhe von 500 Millionen Euro in 2013 und 2 Milliarden Euro in 2014 weg. Gleichzeitig hat Herr Dr. Behrends in letzter Zeit einen stetigen Anstieg der Gesundheitskosten festgestellt. Das zusammen wird den Gesundheitsfonds bald plündern und dann müssen andere Quellen aufgetan werden, die die Patienten wohlmöglich mehr belasten können. Richtig sei allerdings, dass die Arztbesuche durch die Gebühr nicht zurückgegangen sind.

Die Arzthelferinnen einer Hausarztpraxis und einer Zahnarztpraxis in Düsseldorf stimmten letzterem zu. „Die Patienten gehen zum Arzt, wenn ihnen etwas fehlt.“ Da die Gebühr den Ärzten keine finanziellen Vorteile bietet, aber viel Arbeit durch Einbehaltung der 10 Euro, Diskussionen über die Richtigkeit der Gebühr und ähnliches macht, ist diese Gruppe froh über die Abschaffung.

Die Patientinnen Frau Ludwig (70 Jahre) und Frau Leise (48 Jahre) sagten übereinstimmend, dass sie sich zunächst gefreut hätten, aber nun fürchten, auf andere Weise stärker zur Kasse gebeten zu werden. Der Ärztepräsident hatte der Rheinischen Post gegenüber am 09.11.12 auch bereits geäußert, dass wohl höhere Eigenbeteiligungen für Kassenleistungen gefordert werden würden. Das ist für die Patienten wahrscheinlich viel schlimmer, meinte Frau Ludwig. Frau Leise sieht in dieser Aktion der Regierungskoalition auch eine Art Werbemaßnahme.

Abschließend lässt sich also sagen, dass es durchaus nicht nur positive Aspekte bei der Abschaffung der Praxisgebühr zu verzeichnen gibt.

Florian Poestges, Düsseldorf, Erzb. St. Ursula-Gymnasium