„Gestern standen wir vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.“ Spiegelt diese Redewendung von Jugendlichen in den 1970er Jahren das Lebensgefühl der Jugend heute wider?
Die europäische Wirtschafts- und Finanzkrise entpuppt sich für unsere Generation als Dauerkrise. Wir, die nie die D-Mark kennengelernt haben, fragen uns bei Milliardenschulden im Euroraum und wachsender Jugendarbeitslosigkeit, wie unsere Zukunft ökonomisch beeinflusst wird und welche Zukunftschancen noch bleiben. Dabei stellt sich sowohl die Frage nach den Folgen der Globalisierung, bei der die Konkurrenz aus China, Indien und Türkei berücksichtigt werden muss, als auch die Frage der eigenen Lebensziele. Muss ich mein Leben darauf ausrichten, ökonomisch, leistungsbereit und angepasst zu sein?
Der Schulalltag mit dem eingeführten G8 zeugt davon, dass Schüler zu eigener Fleißarbeit und gut organisiertem Tagesablauf angehalten werden. Rumgammeln, Zeit vertrödeln und Selbstverwirklichung werden von den Eltern, aber auch von den Mitschülern missbilligt. Viele Eltern berichten von der eigenen Schulzeit als Erkundung auf einem großen Abenteuerspielplatz. Heute bleibt dafür aber wenig Raum und Zeit und die Freizeitgestaltung wird unter dem Gesichtspunkt der Kompetenzerweiterung gesehen, wie z.B. das Erlernen eines Musikinstruments, wodurch auch die Konzentrationsfähigkeit erhöht werden soll. Darüber hinaus werden Auslandsaufenthalte und Summerschool vor allem zur Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten genutzt.
Gymnasiasten zwischen 14 und 18 Jahren sehen unserer Umfrage zufolge die Erwartungen für die Zukunft durchweg positiv. Die wirtschaftliche Entwicklung Europas wird dagegen ausschließlich als ungünstig bewertet. Trotzdem äußern sich die meisten Befragten positiv zur Einschätzung ihrer eigenen Chancen für die Zukunft.
Wir haben die Schüler befragt, ob die Schule eine gute Vorbereitung für das Leben bietet. Die Antworten dazu waren überwiegend kritisch. Einige Befragte wünschten sich mehr praktische Wissensvermittlung, wohingegen die anderen eine stärkere Spezialisierung für entsprechende Berufsziele forderten.
Bei der Frage, ob die Schule mehr Unterstützung bei schulischen und privaten Problemen liefern solle, differenzieren die Schüler. Gerne sollte die Schule bessere Unterstützung bei schulischen Problemen bieten, aber bei privaten Problemen wird generell die Einmischung von Lehrern abgelehnt.
Trotz trüber Zukunftsaussichten im Allgemeinen geben sich die meisten Schüler optimistisch. Die meisten Schüler wollen durch Leistungsbereitschaft und Qualifikationen dem starken Konkurrenzkampf trotzen und hoffen, dass alles gut wird.
Henrik Wedell und Alexander Holst-Gydesen, Düsseldorf, Cecilien-Gymnasium