Im kommenden Jahr wird in NRW der doppelte Abiturjahrgang an die Unis drängen. Herr Professor Buchner, glauben Sie, dass die Heinrich-Heine Universität gut darauf vorbereitet ist?
Buchner: Die HHU hat viel getan, um auf einen größeren Andrang von Studierenden vorbereitet zu sein. Hierzu zählt auch der Ausbau der räumlichen Rahmenbedingungen. Bereits zum letzten Semester wurde ein großer Interimshörsaal mit 600 Plätzen in Betrieb genommen. Zudem werden große Bereiche der zentralen Einrichtungen modernisiert und ausgebaut. Der wöchentliche Veranstaltungsplan wurde so geändert, dass nun in sechs anstelle der bisherigen fünf Blöcke Lehrveranstaltungen in der Zeit von 8.30 Uhr bis 20 Uhr stattfinden. In der besonders wichtigen Zeit zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr können wir dadurch sogar 33 Prozent mehr Veranstaltungen durchführen.
Können auch die stark nachgefragten Studiengänge abgedeckt werden?
Buchner: Insgesamt hat die HHU mit dem Land NRW vereinbart, mehrere Tausend zusätzliche Studienanfänger aufzunehmen. Die zusätzliche Aufnahmekapazität gilt natürlich auch für die besonders stark nachgefragten Studiengänge in der Philosophischen Fakultät.
Abschließend möchten wir Sie zu ihrer persönlichen Meinung zu den verkürzten Schulzeiten befragen. Was halten Sie von G8?
Buchner: Ich bin auch hier sehr zuversichtlich und grundsätzlich für diese Reform. G8 hat in Ostdeutschland geklappt, warum sollte dies nicht in Westdeutschland funktionieren?
Ob diese Meinung auch von direkt Betroffenen geteilt wird, wollten wir von einer Schülerin des St. Ursula Gymnasiums wissen. Simone, bist du froh, dass du noch G9 machen kannst?
Simone: Ja, denn die Schulzeit ist wesentlich entspannter und Lernen ist weniger stressig. Dies sehe ich bei meiner jüngeren Schwester, die nach acht Jahren ihr Abitur an unsere Schule machen wird. Außerdem ist man bei G9 auf jeden Fall volljährig, wenn man sein Abi macht und kann viele Dinge dann selbst erledigen. Bei G8 kann es vorkommen, dass die Eltern mit zur Uni kommen müssen, wenn man sich dort einschreiben will.
Siehst du demnach eher einen Nachteil in G8?
Simone: Ja, vor allem aber auch in dem Doppeljahrgang. Es gibt meiner Meinung nach nicht genügend Ausbildungs- und Studienplätze. Wenn man etwas Beliebtes studieren möchte, kann es sein, dass man in ein anderes Bundesland gehen oder man besonders gute Noten haben muss. Dies erhöht den Druck bei allen Schülern.
Siehst du für dich gute Chancen auf deinen gewünschten Studienplatz?
Simone: Grundsätzlich sehe ich durch die veränderten Rahmenbedingungen die Chancen eher schlechter, da viele Abiturienten nach NRW kommen, um hier zu studieren, weil die Studiengebühren abgeschafft wurden. Allerdings möchte ich eine Naturwissenschaft studieren, die weniger beliebt ist, so dass ich denke, schon gute Chancen zu haben, diesen Studienplatz zu erhalten.
Die unterschiedlichen Schulsysteme und Gebührenregelungen werfen Fragen auf und führen zu Diskussionen. Eine endgültige Lösung ist nicht in Sicht.
Sophie Egelhaaf, Antonia Spies und Christina Born, Düsseldorf, Erzb. St. Ursula-Gymnasium