Langsam schlendert Kim durch das Weihnachtsgetümmel des 24. Dezember, obwohl die Temperatur 35 Grad Celsius beträgt. Denn hier in Australien fällt Weihnachten in den Juli.
Dennoch sind die Straßen mit hellen Girlanden geschmückt und die Kaufhäuser haben so üppige Dekorationen, dass sich vor den Schaufenstern schon Schlangen bilden. Die Häuser sind alle mit den bunten „Fairy Lights“ geschmückt, und in den Häusern erkennt man den Plastikbaum, der bereits am Anfang des Monats geschmückt und teilweise schon mit Geschenken bereichert wurde.
Ein paar Meter weiter steht ein riesiger Tannenbaum mit 20.000 Lichtern. Allerdings wirken diese im hellen Tageslicht ziemlich blass, und auch der künstliche Schnee und die Rentiere wirken wie von einer anderen Welt. Trotz Hitze laufen überall Weihnachtsmänner in ihren dicken, roten Wintermänteln zwischen hektischen Späteinkäufern herum und verteilen Süßes an die Kinder.
Da haben es die Kinderhelden am Strand besser. In kurzer, roter Badeshorts, aber dennoch mit dem weißen Flauschebart, rasen diese mit Jetskis von Strandparty zu Strandparty und verteilen Geschenke an die Leute.
Da erkennt Kim das Krippenspiel und steuert es sofort an. Obwohl das Weihnachtsfest in Australien für uns Europäer so ziemlich das verrückteste Weihnachten ist, das wir uns vorstellen können, gibt es doch viele Parallelen. Denn mit der Begeisterung der Bewohner Australiens, den Plastikbäumen und der winterlichen Dekoration kommt auch hier eine festliche Stimmung auf. Auch hier tönen Winterhits wie „White Christmas“. Doch etwas würden hier viele Deutsche neben dem Schnee vermissen: Es gibt keine Weihnachtsmärkte.
Dafür gibt es andere besondere Ereignisse, die wir nicht kennen. Ein Beispiel ist das riesige Kaufhaus, das jeden Abend in einer 20-minütigen Show ein Törchen öffnet. Inzwischen zuhause, geht Kim dann noch mal den ganzen Ablauf des Weihnachtsfestes durch. Gestern schon bestaunten ihre Familie den weihnachtlichen Festumzug mit den vielen prächtigen Pferden und den schönen bunten Festwagen. Nun besuchen sie das „Carols by candlelight“. Tausende Menschen hören dort den Sängern, Chören und Orchestern zu. Eine brennende Kerze in der Hand haltend singen sie die Lieder mit. Dabei bemerkt man, dass alle Ausländer in ihrer Muttersprache singen. „Jingle Bells“ in vielen verschiedenen Sprachen zusammen gesungen, klingt einfach wunderschön. Und jeder spürt die weihnachtliche Feststimmung.
„Ach, das ist doch einfach traumhaft!“, jubelt Kims Mutter begeistert. Natürlich kann man aber auch im Garten mit seiner Familie feiern. Dort werden dann Lieder gesungen, und es wird Plumpudding gegessen. Die Bescherung findet erst am 25. Dezember statt. Dann wird mit der Familie der köstliche Truthahn gegessen. Auch gibt es noch die jährliche Regatta, bei der die Boote schnellstmöglich von Sydney nach Hobart segeln müssen. So endet dann auch das verrückte Weihnachtsfest in Australien.
Sara Wefers, Nettetal, Werner-Jaeger-Gymnasium