Fußball – „Vizekusen“ – Wie Jupp Heynckes Leverkusen verzaubert

„Ihr werdet niemals deutscher Meister“, schallt es durch das Berliner Olympiastadion. Das war am 30. Mai 2009, als Bayer 04 Leverkusen im DFB Pokalfinale gegen Werder Bremen verlor. Mittlerweile ist viel passiert. Jupp Heynckes trainiert die junge Mannschaft seit dem Sommer. In der laufenden Saison 2009/2010 sind sie ungeschlagener Spitzenreiter. Was hat Jupp Heynckes, um Leverkusen zu verzaubern?

Zunächst einmal bringt der 64-jährige Trainer viel Erfahrung mit. Über die Sommerpause machte er aus der offensivstarken Mannschaft ein Team, das jetzt auch defensiv stark ist. Zusammen mit Spielern und Verantwortlichen legte er klare Saisonziele fest, bei denen das Wort „Meisterschaft“ nie fällt. Sogar nach dem 22.Spieltag spricht bei Bayer 04 keiner vom Meistertitel. Obwohl sie jeden Grund dazu hätten.

Seit dem 8. Spieltag ist die Mannschaft von Jupp Heynckes nun an der Tabellenspitze. Leverkusen ist als einziges Team der europäischen Ligen noch ungeschlagen. Der Trainer hatte zu Anfang der Saison direkt eine schwere Aufgabe, da er Stammspieler wie Simon Rolfes, Renato Augusto und Patrick Helmes ersetzen musste. Doch die Ersatzspieler machten sich so gut, dass die wieder Genesenen nun auf der Bank sitzen. In jeder anderen Spitzenmannschaft würde es in einer solchen Situation gewaltig krachen. Bei Leverkusen nicht. Die Spieler schätzen ihren Trainer, der Trainer lobt seine Spieler. Es herrscht eine tolle Atmosphäre. Jupp Heynckes zeigt Interesse am Befinden jedes Einzelnen und unterhält sich oft mit den Fans. Patrick Helmes, der in der letzten Saison 21 Tore geschossen hat, muss allerdings wegen mangelnder Spielpraxis um die WM-Teilnahme bangen. Doch er akzeptiert die Entscheidung des Trainers, der sogar während der laufenden Saison Testspiele vereinbart, um die Rückkehrer spielen zu lassen.

Leverkusen feierte in dieser Saison schon 13 Siege und musste noch keine Niederlage hinnehmen. Die neun Unentschieden schmerzen mit Blick auf den Verfolger Bayern München um so mehr. Aber die Bayern können Bayer den zweiten Herbstmeistertitel in der Vereinsgeschichte nicht nehmen. Die Statistik spricht für den Spitzenreiter, denn fast jeder Herbstmeister holte am Ende den Titel. Dieser Titel ist noch möglich. Im DFB-Pokal ist Leverkusen ausgeschieden. Das war aber auch die einzige Niederlage unter Jupp Heynckes.

Nun mag vielleicht der ein oder andere Kritiker sagen, dass das noch lange nichts heißt. Aber das Team hat eine sehr starke Abwehr mit Sami Hyypiä als Chef und dem Nationaltorwart René Adler am Schluss und einen tollen Sturm mit dem Toptorjäger der Bundesliga, Stefan Kießling. Zudem glänzt der 20-jährige Toni Kroos als torgefährlichster Mittelfeldspieler mit acht Toren und sieben Assists.

Jupp Heynckes und sein Team bieten den Kritikern keine Steilvorlagen. Sie sind Spitzenreiter und ein Titelfavorit. Und vielleicht verstummen am 8. Mai 2010 die Gesänge der Gegner „Ihr werdet niemals Deutscher Meister“.

Caroline Leicht, Leverkusen, Marienschule