Fernsehen – Kaum Quoten für Niveau

Seit drei Wochen läuft das, was viele für eine erste echte Herausforderung für Dieter Bohlens „Deutschland sucht den Superstar“ gehalten hatten: Das scheinbar völlige Gegenstück von Stefan Raab mit dem Namen „Unser Star für Oslo“, in dem der Pro7-Mann einen geeigneten Kandidaten für den Eurovision Song Contest im Mai sucht. Aber wer nun damit gerechnet hat, dass Raab den Stil von DSDS kopiert, der hat sich getäuscht. Aber hat das wirklich jemand gedacht?

Die weniger Talentierten werden nicht öffentlich bloßgestellt, Kritik wird seltener und weniger harsch geübt und den Moderatoren kommt nicht bei jedem weiblichen Teilnehmer ein anzüglicher Spruch über die Lippen. Desweiteren wird nicht von jedem Teilnehmer lang und breit die Lebensgeschichte erzählt. Eigentlich klar: Wer braucht die in Oslo, da geht es nur um Musik und nicht um menschliche Dramen.

Aber anscheinend sind solche Dinge gerade das, was in Deutschland gerne gesehen wird. Schließlich betrug die Zuschauerzahl der ersten DSDS-Liveshow 6,13 Millionen und war damit ungefähr so erfolgreich wie die drei ersten Pro-7 Shows zusammen. Aber auch bei RTL sank die Einschaltquote: Bei den Castings sahen noch 7 Millionen zu.

Das liefert einen interessanten Einblick in die Vorlieben des durchschnittlichen deutschen Fernsehzuschauers: Bloß keine Fachbegriffe, die Sachverstand erfordern – die Stefan Raab in den ersten beiden Shows im Minutentakt vernehmen ließ – und am besten wird noch jemand mit diversen Kraftausdrücken hinausgejagt. Deprimierend.

Hier stellt sich die Frage, ob ein erfahrener Entertainer wie Stefan Raab nicht von vorn herein ein ganz anderes Konzept im Kopf hatte. Vielleicht sollte es ja gar keine direkte Herausforderung und Konkurrenz werden (sonst wäre die Show auf Freitag oder Samstag gelegt worden), sondern vielmehr eine Alternative für die Leute, die DSDS in seiner selbstverherrlichenden Art ablehnen und vielmehr an Musik und jungen Talenten interessiert sind.

Es besteht ja auch noch die geringe Chance, dass einfach nur der deutsche Auftritt in Oslo gerettet werden sollte und nicht nur auf Einschaltquoten geachtet wurde. Na gut. Eine sehr geringe.

Luis Färber, Leverkusen, Werner-Heisenberg-Schule