Von Julia Pucklitzsch, Internationale Schule von Düsseldorf
Der neueste Teil aus der Jugend-Filmreihe “Die Tribute von Panem”: Tom Blyth verkörpert Corialanus Snow, den gleichzeitig Protagonisten und Antagonisten des Films.
Panem – ein dystopisches Land in 12 sogenannte ‘Distrikte’ unterteilt, bildet die Kulisse für “Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes”. Jedes Jahr werden ein Mädchen und ein Junge, ‘Tribute’ zwischen 12-18 Jahre, aus jedem Distrikt für die Hungerspiele gewählt. Spiele sind es vielleicht für die Bewohner des Kapitols, die Hauptstadt Panems und die Stadt der reichen und sorglosen Eliten. Doch für die Tribute geht es um Leben und Tod, denn sie müssen gegeneinander antreten. Am Ende: 23 Tote, ein Überlebender. 23 Verlierer, einen ‘Gewinner’. “Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes” von Regisseur Francis Lawrence ist die Vorgeschichte zur beliebten “Die Tribute von Panem”-Filmreihe, adaptiert von den Büchern von Suzanne Collins.
Jahre bevor er der tyrannische Präsident Panems wird, absolviert der 18-jährige Coriolanus Snow (Tom Blyth) seine Ausbildung an der Akademie des Kapitols. Snow, der seit seiner Kindheit durch den Bürgerkrieg in Armut lebt, hat hart gearbeitet, um der beste Schüler zu werden und das jährliche Stipendium zu gewinnen. Doch dieses Jahr hat sich was verändert. Dr. Volumnia Gaul (Viola Davis), die Organisatorin der Hungerspiele, beschließt, jedem Schüler einen Tribut zuzuteilen; der Schüler, der die beste ‘Show’ mit seinem Tribut für die Zuschauer im Kapitol bietet, erhält das begehrte Stipendium.
Snow wird mit Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) aus Distrikt 12 gepaart. Lucy Gray ist eine leidenschaftliche Musikerin und Sängerin. Snow weiß, dass sie nicht die Spiele durch das Kämpfen gewinnen wird – dass er die Spiele nicht mit ihr durch Kämpfen gewinnen wird – deshalb hat er vor, die Herzen des Zuschauers durch Lucy Grays ansteckende Ausstrahlung und ihren fesselnden Gesang zu gewinnen. Lucy Gray Baird gewinnt auch das Herz von Coriolanus Snow und im Verlauf des Films beginnt er, sich in sie zu verlieben.
Die beiden stammen aus unterschiedlichen Welten und haben verschiedene Perspektiven, wie ein ideales Panem aussehen sollte. Lucy Gray findet die Hungerspiele und das System des Landes grausam und unmoralisch. Snow hingegen ist fest davon überzeugt, dass das Land eine stabile Struktur und Kontrolle über seine Menschen benötigt; die Spiele sollen die Bürger der Distrikte disziplinieren und Ausbrüche von Rebellen verhindern, die gegen das Kapitol sind. Der zielstrebige Snow muss entscheiden, was für ihn wichtiger ist: Liebe oder Macht.
Der Film taucht den Zuschauer komplett in die fiktive Welt von Panem ein. Vollgepackt mit Action, Verrat und an manchen Stellen gewalttätig. Er enthält ein ständiges Hin und Her zwischen Recht und Unrecht. Die Kinematographie und Filmsets sind zu loben. Die Größe der enormen Arena, in der die Hungerspiele stattfinden, ist auch auf der Leinwand spürbar. Die Intensität steigt umso höher und fesselt den Zuschauer.
Hauptdarsteller Tom Blyth repräsentiert seine Rolle als machthungriger Protagonist Coriolanus Snow lobenswert – insbesondere sein Abstieg in den Wahnsinn wird erstaunlich dargestellt. Er wechselt nahtlos zwischen den beiden Seiten Snows; man will auf seiner Seite sein, aber im Inneren weiß man, dass er in den späteren Filmen der Hauptantagonist ist. Rachel Zegler ist wunderbar, ihre Stimme bezaubernd und Szenen mit Zegler und Snow zusammen sind beeindruckend. Auch der Schauspieler von Sejanus Plinth (Josh Andrés Rivera), dem besten Freund von Snow, ist großartig und Viola Davis, die die etwas psychotische Dr. Volumnia Gaul spielt, ist fantastisch und ihre Einschüchterung geht über den Bildschirm hinaus. Dekan Casca Highbottom, gespielt von Peter Dinklage, ist brillant.
Falls die beeindruckende Besetzung nicht überzeugend genug ist, gibt es im Film ein Lied von der berühmten Pop-Sängerin Olivia Rodrigo, “Can’t Catch Me Now”, das speziell für den Film geschrieben wurde. Das Lied ging auf TikTok viral und passt gut in die Geschichte.
Wenn man die “Tribute von Panem” Filmreihe/Bücherreihe nie angeschaut/gelesen hat, egal wie viel man versteht oder nicht, ist dieser Film trotzdem zu empfehlen. Er sollte nicht nur als Jugendfilm betrachtet werden. “Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes” ist ein guter Einstieg für Jugendliche in die Themen der ungerechten Verteilung der Gesellschaftsklassen und ausbeuterische Regierungssysteme, aber es ist an manchen Stellen ziemlich brutal – wofür viele Jugendliche dankbar sein könnten, denn er behandelt seine jüngeren Zuschauer wie Erwachsene.
Wie weit würde man gehen, um die Macht zu erreichen?
“Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes”, 2023 – Regie: Francis Lawrence; mit Tom Blyth, Rachel Zegler, Hunter Schafer, Viola Davis, Peter Dinklage, Josh André Rivera, Jason Schwartzman; 157 Minuten