Ist es ein Irrtum? Gibt es nicht mehr genügend Models mit so genannten Traummaßen? Eine Branche scheint allmählich umzudenken.
Kann es sein, dass der weitsichtige Branchenguru Karl Lagerfeld eine neue Marschrichtung angibt? Bisher schwebten Heerscharen von sehr jungen Models mit ihren bis zu lebensbedrohlich wirkenden magersüchtigen Körpern über die Laufstege dieser Welt. Um ihren Traumjob ausüben zu können, müssen sie sich fast zu Tode hungern und dabei Diagnosen wie Bulimie, Anorexie und andere physische und psychische Krankheiten in Kauf nehmen.
Wer dieses Klassenziel nicht erreicht, ist „weg vom Fenster“ und kann sich in den Modelagenturen neu bewerben – in der Hoffnung, angenommen zu werden.
Durften bisher nur blutleere Gesichter und elfenartige Wesen die Werbung zum Beispiel von Chanel präsentieren, so dürfen wir uns vielleicht demnächst in einem Hochglanzmagazin über den Anblick von „Gossip“-Frontfrau Beth Ditto freuen. Ist sie demnächst die Werbeikone für Chanel? Die Gegensätze könnten wohl kaum größer sein. Vergleichbar mit Nord- und Südpol.
Das Maß vieler Dinge aber ist die gesunde Mitte. Der durchschnittliche Körperbau aller Frauen weltweit sieht völlig anders aus. Will die interessierte Frau immer noch schöne Mode an abgehungerten Kleiderständern sehen?
Wohl kaum. Stimmen gegen die bizarren Auswüchse der Modewelt werden allmählich lauter. Außerdem werden sich die Agenturen entsprechend den Kundenwünschen umstellen müssen. Allerdings, schnell wird dies nicht geschehen. Es wird wohl noch ein langer Weg sein, kommt doch erschwerend der Unterschied zwischen „Haute Couture“ und „Prèt á Porter“ hinzu.
Haute Couture, die hohe Schule der Schneiderkunst (längst nicht für jede(n) erschwinglich), wird wohl noch eine ganze Weile auf ihren bizarren Formen der Präsentation bestehen. Hier gibt es so schnell keine Gnade, kein Aufweichen der erbarmungslosen Präsentation.
Prèt á Porter bedeutet übersetzt „fertig zum Anziehen“ und könnte den Anfang machen. Mode für Frauen, fertig zum Anziehen, vorgeführt von hübschen normalgewichtigen Frauen.
„Bella Donna“ , eine Kölner Modelagentur, hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf Models mit „Normalmaßen“ spezialisiert. Weitere Agenturen sind diesem Beispiel schon gefolgt oder werden noch folgen. Werden wir dann endlich auf den Laufstegen dieser Welt immer mehr Frauen wie „Du“ und „Ich“ sehen?
Marie-Alice Offermann, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf