Porträt über die Waldorfschule – Mehr als Namen tanzen

Wer das Wort Waldorfschule hört, denkt sofort an Schüler, die ihren Namen tanzen können und „Hinterwäldler“ sind. Um mir ein eigenes Bild zu machen, bin ich zur Waldorfschule Dinslaken gegangen.

Etwas anders als eine normale Schule ist es schon. Klar können Waldörfler ihren Namen tanzen, aber sie können auch noch ganz andere Dinge, die in einer normalen Schule nie vorkommen würden. Zum Beispiel haben sie das Fach Eurythmie, auch Bewegung zur Musik genannt. Hier lernen Schüler Worte in Bildern zu tanzen. „Das ist aber nicht bei allen Schülern beliebt“, erzählt Schülerin Lina.

Die Waldorfschule hat Klassen von eins bis 13. Was die Waldorfschule noch von anderen Schule unterscheidet ist, dass Haupt- und Nebenfächer epochenweise unterrichtet werden. Der Epochenunterricht dauert drei bis vier Wochen. Ab der neunten Klasse werden die Epochen von Fachlehren unterrichtet.

Es gibt aber auch Sachen, die sich nicht von einer normalen Schule unterscheiden. Es gibt an der Waldorfschule den Wahlpflichtbereich, der ab der achten bis zur elften Klasse belegt werden muss. „Man kann jedes Jahr neu wählen. Also, wenn einem das Fach nicht gefällt, wählt man ein anderes Fach“, sagt Lina grinsend.

Ab der Mittelstufe werden sehr viele Klassenfahrten veranstaltet, die aber immer unter einem bestimmt Motto stehen. In der sechsten Klasse gibt es zum Beispiel die Zirkusfahrt. Aber die neunte Klasse hat – wie ich finde – die beste Klassenfahrt, die bei den Waldörflern „Vom Leben lernen“ heißt. Die gesamte Klasse fährt für drei bis vier Wochen in ärmere Länder, um dort den Menschen zu helfen. „Es war ein unglaubliches Erlebnis, und man hat wirklich vom Leben gelernt“, sagte Lina stolz.

Die zehnte Klasse, ab der die Schüler auch erstmals Noten bekommen, hat einmal ein Betriebspraktikum, und dann fahren die Schüler für zwei Wochen zum Vermessungspraktikum. In der elften Klasse gibt es nochmal ein Praktikum, und dann fährt die komplette Klasse noch auf eine Kunstfahrt. Ganz besonders sind die Klassen acht und zwölf. Da finden nämlich die so genannten Acht- und Zwölft-Klassarbeiten statt. Diese Arbeiten bestehen aus einem praktischen Teil, für den die Schüler fünf bis sechs Monate Zeit haben: zum Beispiel ein Kleid nähen oder einen Tisch bauen. Dann gibt es den schriftlichen Teil, in dem die Schüler zu Arbeit Stellung nehmen. Nun wird das Ganze noch den Eltern und Lehrern vorgestellt.

Es gibt in den besagten Klassen noch etwas Besonderes: Es wird ein Theaterstück mit der gesamten Klasse aufgeführt. “ Die Theaterstücke sind etwas ganz Besonderes, weil die ganze Klasse mitwirkt“, schwärmt Lina.

So ich hoffe, dass ihr jetzt wisst das Waldörfler nicht nur ihren Namen tanzen können.

Luisa Jordan, Wesel, Andreas-Vesalius-Gymnasium