Sie waschen sich stundenlang, putzen ohne Ende oder kontrollieren
immer wieder Herdplatte und Türschloss. Sie essen nicht mehr bis sie nur noch aus Haut und Knochen bestehen. Weit über eine Million Deutsche leiden unter solchen, ähnlichen Störungen.
Als Kathrin G., wie man sagt, „verrückt wurde“, spürte sie erst gar nichts.
Wie hinter einer Glasscheibe fühlte sich die Schülerin, abgeschnitten, unverstanden. Als der Druck dann in Aggressionen gegen sie selbst umschlug, schien wieder keiner hinzusehen.
Was folgte, war fast eine Psychiatriekarriere. Und das ist kein Einzelfall: Psychische Probleme bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen werden
nach Ansicht von Experten immer häufiger. Die Ursache sind meist Traumata, Einsamkeit, Schuldgefühle und Verdrängung oder auch Mobbing.
Psychische Störungen sind sehr weit verbreitet: Laut einer Studie der WHO(Weltgesundheitsorganisation) von 2005, die 150.000 Personen untersucht hat, leiden jedes Jahr in der EU 27 Prozent (83 Millionen Menschen) unter psychischen Störungen.
Die Wahrscheinlichkeit, einmal in seinem Leben eine psychische Störung zu erleiden liegt bei 50 Prozent. Zwei zwei Dritte aller Fälle bleiben unbehandelt.
Kliniken sind aber sehr wichtig für viele Menschen. Insgesamt haben Frauen ein höheres Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken (33 Prozent im Vergleich zu 22 bei Männern).
Es kommen auch mehr Frauen in die Behandlung. Frauen leiden häufig an Angststörungen, Essstörungen und Depressionen. Männer leider eher an Alkohol-, Substanzstörungen oder Psychosen. Je nach Schweregrad der Erkrankung werden auch spezifische Medikamente wie etwa Antidepressiva eingesetzt.
In einer psychiatrischen Klinik gibt es Therapiepläne (ähnlich wie Stundenpläne) mit verschiedenen Therapiebausteinen. Dazu gehört die Bewegungstherapie, Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie und Tanztherapie. Diese finden als Einzeltherapie oder in der Gruppe statt. Dazu kommen noch psychotherapeutische Einzelgespräche und Visiten durch den Chefarzt oder Oberarzt.
In einer Klinik gibt es keine Kontaktsperre zu den Angehörigen, außer die Patienten wünschen es. Freunde, Familie und Verwandte können Patienten jederzeit besuchen.
Laut einer selbstdurchgeführten Umfrage sind 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Leute in der Psychiatrie „verrückt“seien. 20 Prozent der Befragten finden es gut, dass die Patienten sich mit ihren Problemen in der Psychatrie auseinandersetzen und versuchen, sie zu bewältigen. Mit dem Projekt „Verrückt? Na und!“ wollen Psychologen gegensteuern. Sie sagen: Leute brauchen sich nicht zu verstecken, sollen ihre Ängste und Sorgen mitteilen. Jeder ist auf seine Art und Weise verrückt.
Lea Klyk und Lea Ohren, Wesel, Konrad-Duden-Gymnasium