Ein Klick auf die kleine grüne Blume und schon sind Leons Freunde in der Kontaktliste aufgebaut. Er schreibt die ersten von ihnen an. Um diese Uhrzeit sind noch nicht all zu viele online, aber nach 15 Minuten sind schon mehr als 20 Jugendliche im „ICQ“.
Dies ist nicht nur bei Leon und seinen Freunden der Fall. Unsere Umfrage ergab, dass mehr als 80 Prozent der Zwölf- bis 17- Jährigen im Besitz eines eigenen Computers sind. Wenn diese sich dann in Chaträumen – wie zum Beispiel „Msn Messenger“, „ICQ“, „SchuelerVerzeichnis“ und ähnlichen – treffen, bleiben die meisten im Durchschnitt zwei Stunden am Computer. Diese Zeit verbringen sie fast ausschließlich damit sich in den oben genannten Chaträumen (auch unter „Chatrooms“ bekannt) mit Freunden auszutauschen.
Doch wenn man heute als Jugendlicher von „Freunden“ spricht, bezieht man auch Unbekannte, die man im World Wide Web kennen gelernt hat, mit ein. Der Durchschnitt der auftretenden Fremden in einer Kontaktliste liegt bei ungefähr acht Prozent.
Sobald Leon mit dem Schreiben fertig ist, taucht er für im Durchschnitt zwölf Minuten in die Welt der Online-Spiele ab. Danach will er mit den Hausaufgaben beginnen. Doch die ICQ-Blume eines Freundes verändert sich gerade zu einem Brief, da er Leon eine Nachricht geschrieben hat. Also verschiebt dieser die Hausaufgaben auf den Abend, wofür er sich dann eine Stunde und fünfzehn Minuten Zeit nehmen wird.
Unter diesen Bedingungen leiden Schule und Freunde. Denn der Durchschnitts-Jugendliche, so unsere Umfrage, trifft sich heutzutage nur noch zwei- bis dreimal in der Woche mit seinen Freunden. War es früher doch üblich, einfach den Freund zu besuchen oder spontan schwimmen zu gehen, geht das heute nur noch über die Cyber-Welt. Alles muss felsenfest geplant sein, am besten schon Wochen vorher.
Es zeigt sich also, dass die Jugendlichen ihre Aufmerksamkeit voll und ganz dem Internet widmen. Die sozialen Kontakte werden dadurch verdrängt. Doch nicht nur der Computer ist ein Störfaktor, ebenso der eigene Fernseher und das Handy. Leben im Überfluss!?
Julia Hebeler und Michelle Ingenhorst, Wesel, Konrad-Duden-Gymnasium