Riesengroße Palmen, prachtvolle Pferdekutschen, Kamele und ein Geruch von vielen verschiedenen Gewürzen, Rosen und Jasminblüten steigen einem in die Nase, jedoch auch eine brütende Hitze von über 30°. Doch das vergisst man bei all dem, was hier los ist: Schlangenbeschwörer verzaubern mit ihrem magischen Gesang die Touristen, Taxis hupen, Stände mit frisch gepresstem Orangensaft sind hier an jeder Ecke zu finden.
Pferdekutschen stehen bereit für eine schöne Stadtrundfahrt. „Only for the half-price“, „C’est un bon prix speziale pour vous, Mademoiselle“, schreien die Taxifahrer und Verkäufer in allen Sprachen, denn jeder möchte so vielen Touristen wie möglich etwas verkaufen.
Diese bunte Welt ist nicht überall zu finden, aber hier in Marrakech, einer der vier Königsstätte Marokkos, auf dem Platz „Jemaa el Fna“, sicherlich zu jeder Zeit. Kaum ein Platz auf der Welt ist so vielseitig und aus diesem Grund ist der „Jemaa el Fna“ zur Weltkulturerbe gekürt worden. Er verwandelt sich abends in eine Art riesiges Restaurant, mit tausenden von Garküchen, obwohl tagsüber nur ein paar Stände mit Schlangenbeschwörern, Geschichtenerzählern und Hennabemalungen zu sehen sind. Am späten Nachmittag schieben die Verkäufer ihre Karren auf den Platz und bauen ihre Garküchen, Tische und Bänke oder ihre Nuss- und Feigenstände auf.
Es gibt eine riesige Auswahl an Essen und alles wird ganz frisch zubereitet: sehr viel frischen Fisch, Hähnchenspieße, Lammkotletts und Vieles mehr. Jeden Abend werden die Garküchen wieder abgebaut und von den Händlern weggefahren. Umringt wird der Platz von den sogenannten Souks, die marokkanischen Einkaufsstrassen. Wenn man sie so nennen kann, denn es sind keine gewöhnlichen Straßen, sondern hier verkaufen Einzelhändler handgefertigte Schmuckkästchen, Taschen, Holzschnitzereien und viele andere tolle Dinge. Bastdächer schützen die Verkäufer und Käufer vor der Sonne, so kann man wirklich den ganzen Tag lang Souvenirs einkaufen. Doch das ist noch lange nicht das Schönste an dieser Stadt.
Abends kann man auf den Dachterrassen der Häuser den Sonnenuntergang hinter dem Atlasgebirge verfolgen. Schlafen ist allerdings erst gewöhnungsbedürftig, weil jeden Morgen gegen 5.00 Uhr der Muezin vom Minarett der Moschee singt und zum Morgengebet ruft. Egal wo, man hört es fast immer. Trotzdem gewöhnt man sich schnell daran, denn es ist dasselbe Prinzip als wenn man bei uns zuhause die Kirchenglocken läuten hört.
In den engen Gassen der Medina Marrakechs kann man sich schnell verirren und ohne Hilfe nicht mehr herausfinden, weil die Gassen in der Altstadt keine Straßennamen haben. Die kleinsten Gassen führen manchmal zu wunderschönen Innenhöfen, den sogenannten Riads, die sehr oft zu Hotels umgebaut werden. Aber bis man sich den Weg dorthin gemerkt hat, ist die Zeit in dieser aufregenden Stadt schon vorbei und man muss die Koffer für die Abreise packen.
Marie Dewey, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium