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Model-UN für die Diplomaten von morgen: Die Macht der Worte

Von Sophie Geis, Klasse 9, International School of Düsseldorf

Vor dem Farel College Amersfoort in den Niederlanden hängt die Flagge der United Nations. Aufgeregt warten die jungen Abgeordneten auf den Start der Debatte. Jugendliche in blauen, schwarzen und grauen Anzügen füllen die Gänge. Alle laufen forsch den Gang hinunter zu ihren Committees, denn für die nächsten vier Tage findet eine Simulation der United Nations statt, genannt Model United Nations (MUN). Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren vertreten verschiedene Länder und verhandeln mit anderen Delegierten. Sie beschäftigen sich dabei mit globalen aktuellen Problemen der United Nations in kleinen Gruppen, sogenannten Committees, zum Beispiel UNICEF, WHO oder UNESCO. Die Themen sind vielfältig, ein paar Beispiele sind: Wüstenbildung in der Sahelzone, Gewinnspielsucht, sexueller Missbrauch von Minderjährigen oder der Schutz des Demonstrationsrechts, das alles im Kontext des Leitthemas: verbindende, kontrastierende Gemeinschaften.

Endlich öffnen sich die Türen und ich begebe mich in den historischen Sicherheitsrat. Während sich die anderen 14 Committees mit aktuellen Themen beschäftigen, diskutiert der historische Sicherheitsrat einen vergangenen Konflikt, dieses Jahr: den Dreißigjährigen Krieg. Deswegen sind die Länder hier etwas anders, anstatt Deutschland, USA oder China, sitzen hier Polen-Litauen, Hessen-Kassel und Habsburg.

Nervöse Vorfreude ist in der Luft, alle freuen sich darauf, die nächsten Tage nicht nur zu verhandeln, sondern auch Freunde fürs Leben zu finden. Viele machen MUN zum ersten Mal und sind deswegen besonders nervös, doch alle sind gut vorbereitet, damit sie an hitzigen Debatten teilnehmen können. Zur Vorbereitung gehört Recherche, Berichte über das Thema und das Land vorzubereiten und juristische Resolutionen zu schreiben, die das Problem lösen könnten. An der Internationalen Schule Düsseldorf leitet die Englischlehrerin Claire Schwarting das MUN Programm. Ihre MUN-Klasse bereitet sich seit Januar auf die Konferenz vor. Sie leitet das Programm, weil sie sich „schon immer für internationale Beziehungen interessiert hat und findet, dass MUN sehr nützlich für unsere internationale Gemeinschaft ist.” Sie denkt, dass Schüler zwei Fähigkeiten durch MUN erwerben: “Wissen darüber, wie die Vereinten Nationen internationale Probleme angehen und Selbstbewusstsein, um ihre Ansichten vor anderen zu vertreten.” Deswegen leitet sie das Fach und motiviert ihre Schüler, offen in die Konferenz zu gehen, mit dem Ziel, etwas Neues zu lernen. Die Debatten sind ernst und die Vorbereitung ist wichtig, denn die Delegierten durchlöchern einander mit Fragen; Claire Schwarting sagt: “Mir gefällt es besonders zu sehen, wie Schüler einander Fragen stellen und diese beantworten – that’s when sparks fly.”

Aber nach einem langen Tag darf der Spaß natürlich auch nicht fehlen. Am Ende des Tages werden die ‘bösen’ Delegierten, bestraft. Alle Delegierten, die Regeln gebrochen haben, zum Beispiel Personalpronomen während ihrer Reden benutzt haben oder zu spät kamen, müssen eine lustige und etwas peinliche Strafe. Dazu gehören der ein oder andere unangenehme Heiratsantrag, liebevolle Walzer, die man tanzen muss oder eine Nachstellung von Shakespeares berühmten Schauspielstücken.

MUN ist also viel mehr als eine akademische Übung, es ist eine einzigartige Möglichkeit für junge Menschen, die Welt der Diplomatie zu entdecken und etwas Neues zu lernen. Auch Freundschaften können oft über Grenzen hinweg bestehen. MUN ist damit also mehr eine Simulation – es ist eine Erfahrung, die prägt.