Warum Sportunterricht wichtig ist – Rennen statt Rechnen

Wenn der Mathe-Unterricht ständig ausfällt, sind die Eltern auf der Palme. Und beim Sportunterricht? Wenn der ausfällt, interessiert das kaum jemanden. Zu Unrecht, findet der angehende Sportlehrer

Stephan Hierholzer. Er sagt: „Auch Sport ist wichtig.” Argumente dafür hat er viele.

Stephan Hierholzer (34) ist Referendar an der August-Dicke-Schule.

Finden Sie, dass zu wenig Sport an deutschen Schulen unterrichtet wird?

Hierholzer Ja, es findet nicht der vorgeschriebene Sportunterricht (drei Stunden) statt, viele Klassen haben nur zwei Sportstunden in der Woche. Das liegt an einem Mangel an Sportlehrern. Außerdem lässt der Stundenplan nicht genug Zeit für mehr Stunden.

Würden Sie vorschlagen, anderen Unterricht ausfallen zu lassen und dafür mehr Sport einzuführen?

Hierholzer Das würde nicht klappen, jeder Lehrer hält seinen Unterricht für den wichtigsten. Noch mehr Unterricht einzuführen wäre auch nicht gut, da die Schüler schon sehr viele Unterrichtsstunden haben. Irgendwann ist es zu viel. Andererseits ist Sport das wirklich einzige Bewegungsfach, und Bewegung ist gerade für junge Menschen sehr wichtig.

Wie viele Stunden würden Sie vorschlagen?

Hierholzer Meine Traumschule hätte täglich zwei Stunden Sport. In einem Interview habe ich von einem Sportgymnasium in Berlin gelesen. Die Klassenräume waren in Pavillons im Wald, jedes Mal, wenn man den Raum wechseln musste, liefen die Kinder ein Stück durch den Wald und hatten mehr Bewegung.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in mehr Sportunterricht?

Hierholzer Viele Schüler haben Probleme, lange still zu sitzen. Der Bewegungsdrang ist groß ­ und diesem sollte man nachgeben. Das ist ein großer Vorteil. Nachteile gibt es wenige, wenn kein anderer Unterricht zu kurz kommt. Nur Schüler, die gar keinen Spaß am Sport haben, für die ist es von Nachteil, dass sie immer wieder zu Sachen gezwungen werden, zu denen sie keine Lust haben.

Wie würden Sie diese Schüler motivieren?

Hierholzer Motivieren kann sich meiner Meinung nach ein Mensch nur selbst, aber man kann versuchen, sein Interesse für Sport zu wecken. Im Sport sollte es einen Einblick in viele Bewegungsarten geben ­ sei es Zirkussport, Tanzen oder Leichtathletik, sodass Schüler an einzelnen Dingen ihren Spaß finden.

Wie finden Sie die Idee der Sportschulen oder die Einrichtung von Sportklassen?

Hierholzer Ich finden dieses etwas schwierig. Meiner Meinung nach sollten alle Klassen jeden Tag Sportunterricht haben. Was ich nicht mag, ist, dass es an Sportschulen oft leistungsorientierte Klassen sind. Für mich ist ein guter Sportler nicht unbedingt ein Olympiasieger, sondern jemand der Spaß am Sport hat und diesen mit anderen teilt.

Also sollte an den Schulen mehr Sport unterrichtet werden?

Hierholzer Ja. Ich finde, es sollten vier Stunden Sport pro Woche sein. Wenn weniger als das Soll von drei Stunden unterrichtet wird, müsste es eigentlich einen Elternprotest geben. Diesen gäbe es sicher, wenn Englisch oder Mat

Nadine Werner, Sophie Mutter, Solingen, August-Dicke-Gymnasium