Im April haben wir das Krematorium in Dieren (NL) besucht und hatten die Gelegenheit, uns über beeindruckende Bestattungsformen und Rituale zu informieren.
Das 1954 erbaute Krematorium liegt in einer großen, naturbelassenen Landschaft. Viele Menschen kommen aus Deutschland, um hier die Trauerfeier für ihre verstorbenen Angehörigen zu veranlassen. Sie ziehen diesen Ort vor, weil sie hier – im Gegensatz zu Deutschland – die Möglichkeit haben, verschiedene Bestattungsformen zu nutzen, die in Deutschland nicht erlaubt sind.
Die außergewöhnlichsten Bestattungsformen sind die Asche-Rakete, bei der ein Teil der Asche in einen Feuerwerkskörper eingearbeitet wird, der dann wie die üblichen Silvesterraketen in den Himmel geschossen wird. Die Weltraumbestattung ist mit Abstand die teuerste Bestattungsmöglichkeit. Die Kosten fangen bei 12000 Euro an. Nach der Einäscherung wird dafür ein kleiner Teil der Asche (etwa ein bis sieben Gramm) in eine spezielle Urne gefüllt, die dann mit anderen Urnen an einer Rakete in die Erdumlaufbahn geschossen wird.
Außerdem gibt es die Ascheverstreuung aus der Luft. Die Asche wird bei einer besonderen Zeremonie mit einem Heißluftballon in ruhiger Fahrt über einem großen Waldgebiet ausgestreut. Andere Bestattungsformen sind eine Urne für zu Hause, die Asche im Amulett, die Edelsteinbestattung und die Diamantenpressung. Dafür wird bei hohem Druck und bei hoher Temperatur die Asche in einen Diamanten umgewandelt. Es gibt verschiedene Schmuckstücke, zum Beispiel Herz- oder Sternanhänger, Kreuze, Yin- und Yang-Zeichen, Ketten, Armbänder und Ringe.
Im großen, nahe liegenden Friedwald stehen hohe Tannen, die zur Baumbestattung dienen. Die Urnengräber sind im ganzen Wald verstreut, sie liegen nicht in einer Reihe, sondern sind willkürlich verteilt. Die Kindergräber haben einen eigenen Bereich, der alle Möglichkeiten zur Verfügung stellt, den Grabstein und den Grabschmuck zu variieren. Es gibt dort auch Grabsteine, die wie Schaukelpferde oder Karusselle aussehen. Die Gräber der Erwachsenen sind mit Schmetterlingen und anderen Figuren verziert.
Mitten zwischen den Bäumen ist ein Trauerplatz für Trauerfeiern, zwei weitere befinden sich im Haus,. Der größere Raum fasst bis zu 400 Personen, leicht gedämmtes Licht und runde Fenster an der hinteren Wand sorgen für eine ruhige Stimmung. Hinter dem Lesepult ist ein Laufband, das den Sarg am Ende der Trauerfeier in einen Nebenraum transportiert.
In einem großen Raum steht ein chromfarbender Ofen. Das Hineinschieben und Verglühen des Sarges können die Angehörigen von außen beobachten. Die Temperatur während des Verbrennungsvorgangs beträgt 1092 Grad Celsius. Es gibt eine große Anzahl an Urnen, eine hat die Form eines Plüschbärs. Diese wird gerne als Kinderurne verwendet. Außerdem gibt es Glaskugeln, in die die Asche geblasen wird. In den Niederlanden nehmen rund fünf Prozent der Bevölkerung die Urne mit nach Hause. Solche Lösungen wären auch für Deutschland denkbar, das Gesetz in NRW bietet erste Ansätze dazu.
Vanessa Bock und Tamara Rothmeier, Rees, Gymnasium Aspel