Von Lelia Aras, Klasse 8c, Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium, Ratingen
Wir wissen alle, dass Rassismus tief in unserer Gesellschaft verankert ist und sich alltäglich und systematisch in allen möglichen Bereichen zeigt. In vielen Fällen werden nicht-weiße Menschen sogar im Rechtssystem benachteiligt. Laut einer Studie von der National Registry of Exonerations ist es für schwarze Menschen 7-mal wahrscheinlicher wegen Mordes zu Unrecht verurteilt zu werden als für unschuldige weiße Menschen.
Die Ergebnisse der Studie haben sich schon vor Jahrzehnten bewahrheitet, als im Juni 1944 der Afroamerikaner George Stinney Jr. mit nur 14 Jahren auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Damit war er der jüngste Mensch in den USA, über den jemals das Todesurteil vollstreckt wurde.
Zuvor wurden im März 1944 die Leichen von der 11-jährigen Betty Binnicker und der 7-jährigen Mary Thames aufgefunden. George und sein Bruder sollen zuletzt mit den beiden Mädchen gesehen worden sein, obwohl es keinerlei Zeugen oder Beweise gegeben hat. Die weiße Jury hat einen nur 2- stündigen Prozess und eine 10-Minuten Beratung abgehalten, bevor sie den Jugendlichen zum Tode verurteilt haben. Sein Anwalt hatte sogar Beweise für seine Unschuld, doch diese wurde erst 70 Jahre später im Jahr 2014 endgültig bewiesen.
Man könnte jetzt behaupten, dass dieser Vorfall so lange her ist und es heute anders aussieht, aber das ist leider falsch. Nachdem Troy Davis 1991 wegen Mordes angeklagt wurde und 20 Jahre lang seine Unschuld beteuert hat, ist er 2011 durch die Todesstrafe in Georgia gestorben. 1987 wurde er beschuldigt den weißen Polizisten Marc McPhail erschossen zu haben. Eine Tatwaffe, DNA oder Fingerabdrücke wurden nicht gefunden. 7 von 9 Zeugen, zogen ihre Aussage wieder zurück und behaupteten, dass sie von Polizisten zu ihrer Aussage gedrängt oder sogar gezwungen wurden. Eine Nachricht, die er am Morgen seiner Hinrichtung veröffentlichen ließ, lautet übersetzt: „Der Kampf der Gerechtigkeit endet nicht mit mir. Dieser Kampf ist für alle Troy Davis‘s, die vor mir kamen, und für alle, die nach mir kommen werden.“ Und damit hat er recht gehabt, denn auch nach seinem Tod gab es unzählige Fälle, die viele Parallelen zeigten.
Einer von ihnen ist Pervis Payne, der seit 30 Jahren in der Todeszelle sitzt. Im Juni 1987 hat Pervis im Appartement seiner Freundin darauf gewartet, dass sie zurück nach Hause kommt. Plötzlich hat er mitbekommen, wie seine Nachbarin Charisse Christopher und ihre Kinder brutal attackiert wurden. Pervis, der mit einer geistigen Behinderung lebt, ist von der blutigen Szene verstört gewesen, hat aber trotzdem versucht zu helfen. Als jedoch die Polizei eingetroffen ist, hat er Panik gekriegt und ist mit der Angst, dass sie ihn für den Täter halten würden, verschwunden. Die hatte er zurecht, da er später am Tag verhaftet wurde. Er soll nach Sex suchend und unter Drogeneinfluss Charisse angetroffen und sie umgebracht haben, als sie ihn abgewiesen hat. Drogen wurden allerdings nie im Blut nachgewiesen und seine Mitmenschen beschreiben ihn als freundlich und respektvoll. Dieser drogensüchtige, hypersexuelle und aggressive Stereotyp wird schon seit Anfang der Zeit gegenüber schwarzen Menschen verwendet und hat schon oft für falsche Beschuldigungen eines Verbrechens gesorgt. Hinzu kommt, dass die Beweise nie auf DNA getestet wurden und er kein Motiv und Vorstrafen hat. Pervis soll am 9. April 2021 in Tennessee für einen Mord, den er nicht begangen hat, hingerichtet werden. Der eigentliche Termin war schon früher, wurde aber wegen eines Covid-19 Falls verschoben.
White Privilege
Zur Veranschaulichung des sogenannten weißen Privilegs, das besagt, dass weiße Menschen gesellschaftliche Privilegien gegenüber nicht-weißen Menschen haben und von diesen profitieren, habe ich den Unterschied zwischen der Verhaftung von Dylann Roof und Eric Garner ausgewählt. 16 Stunden nachdem Dylann Roof 2015 in einer Kirche in Charleston 9 Afro-Amerikaner erschossen hat, kauften die Polizisten nach seiner Verhaftung Burger und Pommes für ihn, weil „er Hunger hatte“. Nach Fotos aus dem Internet zu urteilen, gehörte zu seiner Verhaftung außerdem keinerlei Gewalt und eine kugelsichere Weste.
Im Vergleich dazu wurde Eric Garner 2014 bei seiner Verhaftung anders behandelt. Er wurde von zwei weißen Polizisten verdächtigt illegale Zigaretten zu verkaufen und wurde daraufhin von ihnen festgenommen. Er leistete zwar Widerstand, war aber nicht bewaffnet. Einer der Beamten hat den Übergewichtigen und Asthma-Erkrankten in den Würgegriff genommen, während die anderen ihn zu Boden drückten. 11 mal hat er „ich kriege keine Luft“ gesagt, bevor er schließlich das Bewusstsein verlor und starb.
Der Unterschied zwischen den beiden? Ich denke, der ist offensichtlich.
Wie man helfen kann
Um zu helfen, dass solche Fälle mehr Aufmerksamkeit bekommen, können Sie Petitionen auf beispielsweise change.org unterschreiben. Geben Sie dazu nur change.org und den Namen des Opfers/ der Petition in den Browser ein. Falls sie über die finanziellen Mittel verfügen, können Sie spenden oder sich selbst und andere zu dem Thema richtig informieren. Hier folgen Namen von Menschen, denen das Leben aufgrund von Rassismus genommen wurde oder derzeit in Gefahr ist. Sie verdienen Gerechtigkeit und Sie können ihnen immer noch auch ohne Geld helfen.
Pervis Payne-Jacob Blake-Tony McDade-Tamir Rice-Jennifer Jeffley-Shukri Abdi-Muhammad Ajmal-Alton Sterling-Christian Hall-David McAtee-George E. Barnhill-Casey Christian Goodson Jr-Regis Korchinski Paquet-Elijah McClain-Joāo Pedro-Julius Jones-Belly Mujinga- Willie Simmons-Kyjuanzi Harris-Alejandro Vargas Martinez-Darrius Stewart-Chrystul Kizer-Andile Mchunu-Eric Riddick-Amiya Braxton- Emerald Black-Elijah Nichols-Angel Bumpass-Albert Wilson-Amari Boone-Crystal Mason-Rashad Cunningham-Tazne Van Wyk-Bree Black- Michael Dean-Dion Johnson-Cameron Green-Chaffin Darnel-Kenneth Reams-James Scurlock-Ashton Dickson-Anthony Wint-Sandra Bland-Brad Levi-Ayala-Jonas Joseph-Dominique Clayton-Curtis Price-Tyler J Evans-Darren Rainey-Toyi Salau-Rayshard Brooks-Ryan Twyman-Jamarion Robinson-Kendrick Johnson