Man bleibt fremd ohne die Sprache

von Sophie Danko, Klasse 8c, Otto-Hahn-Gymnasium, Monheim

Im Moment gibt es viele Geflüchtete in Deutschland, die mit offenen Armen empfangen wurden. Aber wie weit reicht die Offenheit und wie sieht die Realität für Geflüchtete nach einigen Wochen aus, wenn sie sich nicht richtig verständigen können? Ich selbst habe erfahren, wie schwer es ist, in einem Land anzukommen, ohne die Landessprache zu sprechen.

Ich heiße Sophie, ich bin 14 Jahre alt und ich habe bisher in vier verschiedenen Ländern gelebt: in Frankreich – wo ich geboren wurde –, in Polen, in Ungarn – wo meine Eltern herkommen – und nun lebe ich seit zwei Jahren in Deutschland. Wegen der Arbeit meines Vaters sind wir viel umgezogen.

Als wir ankamen, sprachen meine Familie und ich kein Deutsch, außerdem war während der Coronazeit vieles geschlossen. Die Schule fand nur online statt und alle andere Aktivitäten ebenfalls. Das erste Jahr in Deutschland war deshalb sehr schwer; ich habe mich oft einsam gefühlt, aber zum Glück hatte ich meine Familie. Ich war ein Jahr lang in einer Klasse integriert, in der wir intensiv und ausschließlich Deutsch gelernt haben. Dort kam ich gut mit. Nach einem Jahr konnte ich endlich in eine normale Klasse gehen und nach und nach endete der Lockdown. Trotzdem begann damit auch eine sehr herausfordernde Zeit.

Es war schwer, Freundschaften zu knüpfen, weil ich mich mit meinem Vokabular nicht richtig verständigen konnte. Meine Mitschüler:innen dachten, ich sei langweilig, weil ich kaum etwas sagte. In Fächern wie Chemie, Erdkunde, Biologe habe ich die Lehrkräfte kaum verstanden. Im Supermarkt oder auch ganz allgemein war man sehr unhöflich zu uns, wenn wir uns nicht richtig ausdrücken konnten. Die wenigsten hatten Geduld und Verständnis dafür, wie schwer es ist, wenn man sich nicht verständigen kann und welche Schwierigkeiten ich mit dem Sprechen hatte.

Zum Glück habe ich nach und nach Freund:innen gefunden, die mir in der Schule geholfen und sich für mich interessiert haben. Nach einem weiteren halben Jahr konnte ich immer mehr verstehen und meinen Wortschatz verbessern. Alles wurde viel einfacher und die Leute zeigten mehr Interesse an mir. Jetzt, nach zwei Jahren in Deutschland, habe ich so gut Deutsch gelernt, dass ich auch spontan sagen kann, was mir durch den Kopf geht. Die deutsche Grammatik ist immer noch sehr schwer und ich bin nicht so gut darin, aber ich bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin.

Ich habe mich oft wie ein Baby gefühlt, das so viel sagen möchte, aber nicht weiß, wie. In diesen Momenten versteht man kaum, was die Menschen um einen herum sagen und fühlt sich dauernd ausgeschlossen. Die größte Schwierigkeit beim Erlernen einer Sprache war jedoch der Mangel an Verständnis des Gegenübers. Und trotzdem lernt man am besten eine Sprache im entsprechenden Land selbst und im täglichen Umgang mit den Menschen. Man darf nicht aufgeben!