Anästhesisten führen einen verantwortungsvollen Beruf aus, der höchste Konzentration erfordert. Bei Operationen sind sie diejenigen, die sich um die Narkose kümmern. Wir haben Dr. med. Philipp Gräsel, einen erfahrenen Anästhesisten, interviewt. Er arbeitet im St. Josef Krankenhaus in Moers.
Von Henrik Thiel und Samuel Gräsel, Klasse 8b, Gymnasium Rheinkamp, Europaschule Moers
Wie lange arbeiten Sie schon als Anästhesist?
Ich mache den Job schon seit 25 Jahren und habe in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet.
Gefällt Ihnen Ihr Job?
Ich mag meinen Job sehr, sonst würde ich ihn ja nicht machen (lacht). Außerdem inspiriert mich die Teamarbeit und ich freue mich immer sehr, wenn ich Menschen helfen kann.
Warum wollten Sie Anästhesist werden?
Ich wollte unbedingt Anästhesist werden, weil man sofortige Erfolge erlangt. Es reizte mich schon immer, besondere Situationen zu meistern. Die Anästhesieausbildung umfasst auch die Notfall- und Intensivmedizin sowie Schmerztherapie.
Wie wird man Anästhesist?
Zunächst braucht man ein Abitur. Dann muss man ein Medizinstudium (sechs Jahre) mit anschließender Facharztausbildung in der Anästhesie (fünf Jahre) absolvieren.
Wie viele Patienten versorgen Sie pro Tag?
Das variiert von Tag zu Tag aber in etwa sind es sechs bis acht Patienten.
Wie sieht ihr Alltag aus? Ändert er sich manchmal?
Um 7.30 Uhr ist für gewöhnlich Arbeitsbeginn. Der Tag wird in der Frühbesprechung zusammen geplant. Wir sprechen über die Patienten und darüber, wann sie operiert werden müssen.
Um 8.00 Uhr geht es dann in den OP-Saal. Anschließend werden die Patienten operiert und das in elf verschiedenen OP-Sälen mit ungefähr 30 bis 40 Operationen am Tag.
Außerdem führen wir viele Vorbesprechungen und Narkosegespräche. Zusätzlich begleite ich junge Kollegen in der Facharztausbildung und bilde zukünftige Anästhesisten aus. Reguläres Dienstende ist um 16.15 Uhr, aber regelmäßig fallen auch Überstunden an.
Haben Sie manchmal Angst, dass Sie etwas falsch machen?
Als Berufsanfänger hatte ich noch meine Unsicherheiten und Angst, dass ich etwas falsch mache. Aber durch eine gute Berufsausbildung und die Erfahrungen über die vielen Jahre, legte sich die Angst. Da die Teamarbeit an höchster Stelle steht, tauscht man sich natürlich unter- einander aus.
Wie drastisch wäre ein Fehler während einer Narkose?
Ein Fehler wäre lebensbedrohlich beziehungsweise tödlich. Durch Fehler würde ein Patient in jedem Fall zu schaden kommen. Deswegen ist bei einer Operation höchste Konzentration gefragt.
Haben Sie manchmal keine Lust auf ihren Job?
Ja, weil sehr oft eine hohe Arbeitsbelastung herrscht. Eigentlich habe ich eine 40 Stunden-Woche, aber wenn viel zu tun ist, kommt es manchmal zu einer 60 oder 70 Stunden-Woche.
Außerdem muss ich an acht bis zehn Tagen im Monat – einschließlich den Wochenenden – Bereitschaftsdienst leisten.
Ein anderer Punkt ist, dass wir einen Ärztemangel in Deutschland haben. Dadurch kommt es zu einer Mehrbelastung für alle Krankenhausärzte.