„Lecken sie uns am Arsch“. Das war der letzte, bewusst vulgäre, aber präzise Satz des offenen Briefes der Böhsen Onkelz und der B.O Management AG an die Programmleitung von MTV.
Ich würde nicht behaupten, dass ich der größte Fan der Böhsen Onkelz bin, trotz alledem interessiert mich die Band aufgrund ihrer Geschichte, ihres Werdegangs und vor allem ihrer Texte, welche in jedem Fall ausdrucksstark und ohne Umschweife, meiner Meinung nach wichtige gesellschaftliche Themen provozierend behandeln. Der Grund, der mich dazu bewegt hat, meine Meinung zu offenbaren, war der, dass ich vor längerer Zeit ein MTV-Masters über die Böhsen Onkelz sah. Eine, ich nenne es versuchte Berichterstattung, über den Bandverlauf dieser umstrittenen Musiker.
Wer die 25 Jahre Bandgeschichte der Onkelz kennt, weiß wovon ich spreche. Hier eine Kurzfassung: Die Band wurde Anfang der 80er Jahre im Umfeld der rechten Szene bekannt, nachdem sie sich aus der damaligen immer mehr linksorientierten Punkszene entfernten. Allerdings aus dem Grund, dass die Bandmitglieder jedem Extremismus negativ entgegensahen und sich der Oi! Kultur annahmen, die bis dato unpolitisch zu definieren war, sich aber nach gewisser Zeit zum Teil in die des Rechtsextremismus begab. Natürlich ist nicht umstritten, dass die zu der Zeit noch jungen Onkelz zwei bekannte rassistisch naive Songs schrieben. Ich füge hinzu, dass auch ich nicht dafür sympathisiere, trotzdem muss erwähnt werden, dass diese Songs nie veröffentlicht wurden und dies auch nie in Absicht der Band lag, sondern durch Übergabe weitergereicht wurden.
Dass unpolitische oder gar linke Fans der Onkelz auf Grund ihres Musikgeschmacks naiver Weise immer wieder in die der rechten Schublade gesteckt werden, ist unumstritten, doch interessant ist für viele Kritiker nur, dass ein kleiner Teil der Onkelz-Fans immer noch der rechten Szene angehören. Dies sind Aspekte, die zum Teil zu Recht von den Medien kritisiert wurden, nein, ich muss sagen, immer noch kritisiert werden. Genauso wie es der Musiksender MTV in seiner Berichterstattung tat.
Doch neben all den negativen Punkten, die die Band somit in ein schwarzes Licht tauchen, erwähnte der Sender nicht ein einziges Mal den Reifeprozess, den die Band bis dahin durchlebte. Erwähnten sie, dass die Böhsen Onkelz sich später sozial sehr engagierten? Erwähnten sie die absolvierten Benefizkonzerte gegen rechte Gewalt, die deutlichen Songs, die sich gegen jeglichen Rechts- als auch Linksextremismus wenden?
Nein! Stattdessen trampelte der Sender genüsslich auf die unangenehmen und längst durchgekauten vergangenen Ereignisse der Band herum. Behaupteten, die Band würde sich den Vorwürfen nicht stellen, indem sie ihren Namen nicht änderten. Unterschlugen sämtliches zugesandtes Material der Band, die zum Bericht beitragen sollten. Sie luden dafür Bekanntheiten der Musikszene ein, z.B „Die Ärzte“, von denen die Abneigung hinsichtlich der Band allseits bekannt ist und die diese Band nicht einmal persönlich kennen, aber sich öffentlich ein Urteil bilden konnten, die den negativen Kern der Sendung gänzlich unterstrich.
All das geschah im öffentlichen TV. Bei einem Sender, der täglich von Abertausenden vor allem Jugendlichen geschaut wird. Ein Sender, welcher sehr stark auf die Meinungsbildung und Entwicklung der Jugend einwirkt. Ein Sender, welcher bewusst die Wahrheit verkennt und der Jugend ein falsches Bild vermittelt, genau aus dem Grund, dass dieser Einfluss trägt wie kein anderer. Dass ein so intensiver Träger der öffentlichen Meinungsbildung eine Band so schamlos, falsch vermittelt, ist unverantwortlich. Nicht nur der Band gegenüber. Nein! Der Jugend gegenüber! Der Zielgruppe, die sich von solch einem Medium abhängig fühlt um zu wissen, wie es richtig ist zu denken.
Damit möchte ich gesagt haben, dass meiner Meinung nach die Freiheit auf eine eigene Meinung das wichtigste Gut der Menschen ist und dass jeder für sich selbst seine Meinung und Ansicht finden muss, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, sich von der Massenansicht nicht manipulieren zu lassen.
Die Antwort der Böhsen Onkelz, „Lecken sie uns am Arsch“ und die damit verbundene, sofortige Beendigung der Kooperation zwischen Band und MTV ist für mich somit völlig gerechtfertigt und ein statuiertes Exempel dafür, dass keiner das Recht hat sich unterordnen zu lassen.
Mandy Kubale, Moers, Anne-Frank-Gesamtschule, Kopernikusstr.