Eine Reportage über eine tolle Berlin-Fahrt. – „Dit is dit leckaste, wat it jibt“

Ja, meiner Meinung nach, ist dies wirklich die Beste Currywurst, die ich je gegessen habe. Kein Wunder, schließlich bin ich in Berlin und meine Erwartung an eine schmackhafte Currywurst war auch vor Antritt der fünftägigen Reise hoch angesetzt.

Der Preis in Höhe von zwei Euro ist okay und vom Geschmack bin ich auch überzeugt. Aber wenn ich so über unseren Tagesplan der Studienfahrt blicke, fällt mir wieder auf, dass ich nicht viel Zeit haben werde, die ich intensiv mit dem Genuss einer echten Berliner Currywurst verbringen kann. Nun ja, jetzt muss ich erst einmal den Anschluss an meine Truppe wieder finden, denn meine Lehrerin legt ein ziemlich strammes Tempo vor.

Schweißgebadet habe ich meine Klasse eingeholt. Wir laufen quer durch die Straßen und ich bekomme den Mund kaum zu, so überwältigt mich der Anblick der Stadt. Unterwegs besichtigen wir das Holocaust-Mahnmal nahe dem Brandenburger Tor. Vor mir sehe ich etwas, was ich noch nicht wirklich einschätzen kann. 2.711 unterschiedlich große Steinblöcke, die den Anschein überdimensionaler Grabsteine machen, in ein karges Grau getaucht. Sie befinden sich auf einem unebenen, gepflasterten Boden.

Wir schauen auf ein Denkmal, welches sich den verstorbenen Juden des zweiten Weltkriegs widmet, dies erklärt uns unsere Lehrerin. Der Künstler Eisenman, der dieses Mahnmal entwarf, hatte die Idee ein Denkmal zu schaffen, welches die Unsicherheit und Angst der Juden während der Nazi-Zeit widerspiegeln sollte. Damit hat er voll und ganz ins Schwarze getroffen. Denn kein Schüler aus meiner Klasse hat nicht das Gefühl von Beklommenheit beim Anblick der Betonklötze, die das Mahnmal seit 2005 bilden.

Weiter geht’s zum Ort der Information. Eine Dokumentationsstätte unter dem Denkmal, die die Geschichte und das qualvolle Leben der Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus veranschaulicht. Auch hier ist es mir flau im Magen. Die Räume wirken dunkel und beängstigend, und die Informationen, die ich über die Tafeln, Schriften und Bilder vermittelt bekomme, verstärken dieses Gefühl von Unwohlsein.

Zu Erfahren, wie eine Jüdin im Konzentrationslager lebendig begraben wurde, bringt mich nah an den Rand der Tränen. Ein Rundgang durch den Ort der Information und ich weiß, nirgendwo anders habe ich jemals in so kurzer Zeit so viel über die schrecklichen Geschehnisse der Judenverfolgung des Nationalsozialismus erfahren. Nach einer guten Stunde habe ich meinen Rundgang abgeschlossen. Ich mache noch einen kurzen Abstecher in den Museums-Shop und kaufe mir ein Buch über den Holocaust und nehme mir auch eine Postkarte mit. Wieder draußen atme ich erst einmal tief durch und wappne mich für den nächsten Anflug neuer Eindrücke.

Auf geht’s, keine Müdigkeit vortäuschen. Ja, damit habe ich nicht falsch gelegen, kaum aus dem Ort der Information gestapft und schon geht’s weiter zum Brandenburger Tor, Spaziergang unter den Linden. Ich freue mich drauf!

Mandy Kubale, Moers, Anne-Frank-Gesamtschule, Kopernikusstr.