Von Beruf Hebamme – Wie es ist, einem Menschen auf die Welt zu helfen

Meine Patentante sitzt mir an unserem Esstisch im Wohnzimmer gegenüber, der noch von einem Geburtstagsbrunch voller Teller, Tassen und Gläser steht. Ich möchte mit ihr über ihren Beruf reden. Ein Beruf, nicht wie jeder andere: Sie ist Hebamme. Meine Tante ist auch nach vielen Berufsjahren überzeugt, dass sie ihren Traumberuf gewählt hat.

Das Tätigkeitsfeld der Hebamme ist vielseitig und vielfältig, sagt sie. Die meisten Leute denken aber, dass Hebammen nur im Krankenhaus arbeiten, um Schwangere bei der Geburt zu unterstützen. Tatsächlich ist das nur ein Teil ihrer Arbeit. Ab der sechsten Schwangerschaftswoche können sich angehende Mütter von einer Hebamme unterstützen und beraten lassen. Kurz vor der Geburt kann die Hebamme sogenannte Geburtsvorbereitungskurse geben, bei denen die Schwangeren gerne von ihren Partnern begleitet werden dürfen.

Ist das Baby auf der Welt, wird die frischgebackene Mutter weiter von der Hebamme betreut. Sie kontrolliert nicht nur das körperliche Befinden wie die Gebärmutter und den Beckenboden, sondern ist auch aufmerksame Zuhörerin und Ratgeberin bei Problemen. Mütter im Wochenbett haben oftmals Wochenbettdepressionen und brauchen jemanden, der sie versteht und zuhört.

Die Geburt ist natürlich die Hauptaufgabe der Hebamme mit vielen Höhen und Tiefen. „Schön sind Geburten, die gut und normal verlaufen“, sagt meine Patentante. „Es ist auch nach 15 Berufsjahren noch aufregend, Menschenleben zur Welt zu bringen. Es ist und bleibt ein Wunder.“

Aber leider gibt es auch Fehl- oder Totgeburten, weil das Baby schon im Mutterleib gestorben ist. „Diese Geburten sind schon schlimm“, erklärt meine Tante, „aber man muss sich trotzdem zusammenreißen, um die Mutter gut zu unterstützen“.

Nicht nur die Mutter, sondern auch der Säugling muss weiterhin nach seiner Geburt versorgt werden. Er muss gebadet, gewogen und genau untersucht werden, ob er keine Gelbsucht hat. Sind Mutter und Baby dann zu Hause, werden sie weiterhin von der Hebamme besucht. Sie kontrolliert dann zum Beispiel das Trinkverhalten des Säuglings und schaut sich den Popo an, ob er nicht wund ist.

Die Hebamme kann auch auf Wunsch der Eltern auch Hausgeburten durchführen, was bedeutet, dass die komplette Geburt zu Hause stattfindet.

Hebamme ist ein Beruf, der wahrhaftig nicht immer leicht ist. Er braucht daher auch eine gute Ausbildung. Eine Voraussetzung für die Ausbildung zur Hebamme ist die mittlere Reife. Die Ausbildung ist sehr umfangreich und dauert drei Jahre. Von großem Nutzen wäre es, wenn man schon eine vorherige Ausbildung als Krankenschwester, Arzthelferin oder Kinderkrankenschwester hat. Schon in dieser Zeit muss man Nachtschichten machen und schon bei Geburten dabei sein.

Auf meine letzte Frage, ob sie den Beruf wieder wählen würde, sagte sie: „Auf jeden Fall. Es ist für mich das schönste Gefühl, Müttern zu helfen, ein Menschenleben zur Welt zu bringen.“

Mareike Hausch, Moers, Albert-Schweitzer-Schule,känigsbergerstr